Begonnen hat alles mit den Vorbereitungen zum Schwedentrip nach Västervik Mitte Oktober. Als Timo und ich unsere Fressalien für diesen Trip im Supermarkt kauften, bekamen wir an der Kasse von
einem Typen zwei Probefläschchen “Chantré” in die Hand gedrückt. Sofort viel mir der Film “Independence Day” mit Will Smith und Jeff Goldblum ein, in dem nach Zerstörung des feindlichen Raumschiffes die Siegeszigarre, die “Fat Lady”, von den erfolgreichen Jägern geraucht wird. Schnell war die Verbindung zum Angeln hergestellt, allerdings mit einer amüsanten Zweideutigkeit: Der Chantré war die Fat Lady, und die Mission war ebenfalls die Fat Lady, diesmal in Gestalt einer metrigen Hechtdame. Dieser Meterfisch war Timo und mir bisher noch nicht vergönnt gewesen, somit war das Ziel für Schweden erstmal klar. Wie den meisten bekannt ist wurde es bei dem Schwedentrip nichts mit dem Meterhecht, und somit schleppten wir den Chantré wieder mit nach Hause. “Dann halt bei der Boddentour!!!” war das ausgegebene Motto, als wir am Donnerstag Richtung Rügen aufbrachen, und die Fangerfolge bei Timos letztjähriger Boddentour mit Jens, Marc und Tibor liessen uns frohen Mutes ans Werk gehen. Am Donnerstag Abend trafen wir uns zunächst mit den Guides und den anderen Teilnehmern im “Fährman”, um sich ein bisschen kennenzulernen, den Ablauf der Tour zu besprechen und die Bootsbesatzungen für den ersten Tag auf die Guides zu verteilen. Timo, Carsten und ich starteten somit zuerst mit Uli Beyer und seinem Buster XXL, bevor wir an den nächsten Tagen jeweils zu einem anderen Guide wechseln würden.
Der Freitag startete gleich mal mit kräftigem Wind, aber nach dem Trailern des Bootes war uns das Wetter egal und wir nur noch heiß auf’s Fischen. Während es die anderen Teams allesamt etwas nördlich zog, bevorzugte Uli den Kubitzer Bodden. Und diese Wahl war die Richtige, denn nach dem 5. Wurf konnte Uli gleich mal einen 99er Hecht landen. “Der Uli halt” dachte ich mir, und der schnelle Erfolg ließ mich dann auch auf meinen ersten Meterhecht hoffen.
Ich hatte neben der “Fat Lady” im Übrigen ja noch eine größere Bürde zu tragen: “Wenn Du schon für viel Geld ohne mich in (Angel-) Urlaub nach Schweden fährst, musst die mindestens einen Meterhecht fangen” gab mir meine Freundin Ivonne vor Schweden mit auf den Weg. Das hatte ja bekanntlich nicht geklappt, “Dann fängst Du am Bodden halt zwei Meterhechte, sonst sind die Angelreisen für 2005 gestrichen und wir fliegen nach Dubai!!!” hallte es mir noch im Ohr.
Aber erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt!!! Nach dem guten Begin war erstmal Beißflaute angesagt, und zusätzlich haderte ich mit meinem Ködermaterial. Wegen des aufgewühlten und somit trüben Wassers waren harte Gummifische angesagt, die starke Druckwellen erzeugen. Ich hatte aber alle meine Gummis vorher extra noch mal gekocht, was sich jetzt als Fehler herausstellen sollte. Zum Glück konnte mir Uli mit ein paar frischen Slottis aushelfen, somit war nicht alles verloren. Schließlich konnten wir die Fische doch noch finden und weitere 5 Hechte verhaften, wobei Timo mit 99cm nur ganz knapp den Chantré vor seinem Ende bewahrte. “Und da soll einer sagen ich würde mich nicht an den Meter annähern” waren seine ersten Worte nach dem Vermessen, wobei er auf seine bisherige persönliche Bestmarke von 98cm anspielte. Carsten startete seine Tour mit einem knappen 80er.
Ich persönlich ging leer aus, was mir nach der anfänglichen Euphorie erstmal einen Dämpfer verpasste.
Am nächsten Morgen waren wir mit Jens unterwegs, und nach einem kurzen erfolglosen Abstecher im Schaproder Bodden machte sich der Guide auf den Weg zu “seinen” guten Stellen. Und dort lief es dann auch ganz gut. Timo startete gleich mit einem 85er und einem 75er, bevor ich ebenfalls mit einem 85er und einem 70er nachlegen konnte. Der 85er war gleichzeitig mein bis dahin grösster Hecht, sollte aber eigentlich im meinem ersten Gummifisch – Jahr nur ein Zwischenschritt zur “Fat Lady” sein.
Die Fat Lady, im wahrsten Sinne des Wortes, fing dann unser Guide Jens. Seine 1,04m lange Hechtdame war nämlich ein richtiges Pfund, und selbst der erfahrene Guide freute sich über diesen wohlgenährten Fisch.
Timo und ich liessen den Tag mit je zwei weiteren Hechten an Wobbler und Gummifisch ausklingen. Somit kam unser Boot erneut auf die Tagesbestmarke von 9 Fischen, wobei auch von den anderen Besatzungen Meterfische gefangen werden konnten. Den Abend lassen wir wie die Tage zuvor im “Fährmann” beim gemeinsamen Abendessen ausklingen. Auf dem Programm stand aber neben einer Diashow von Matthias über das Fischen auf Rügen mit dem Team “Bodden-Angeln” auch das Betrachten der eigenen Bilder des Tages.
Der 3. Tag startete zunächst wenig erfreulich: Der schon an den Vortagen starke Wind hatte über Nacht aufgefrischt und wehte uns fast von der Mohle. “Wir sind doch nicht zu unserem Vergnügen hier” munterte uns Timo auf, aber unserem heutigen Guide Matthias Fuhrmann war die Freude über die anstehenden Bedingungen auch nicht gerade ins Gesicht geschrieben. Seine Miene hellte aber schlagartig auf, als sich der erste Erfolg einstellt. Carsten startet gleich mal mit einem 80er Hecht, Timo und Matthias zogen mit etwas kleineren Exemplaren schnell nach. Kurz vor einer Krautkante dann ein harter Biß bei Matthias, und dann ging für Hechtverhältnisse die Post ab. Der Fisch geht mehrmals über die Bremse, und schließlich liegt ein starker Hecht mit 121cm im Kescher.
Noch ganz aufgedreht von diesem tollen Fisch angeln wir nach der obligatorischen Fotosession weiter, und dann ist es endlich soweit: Timo hat ebenfalls einen guten Biß, und nach kurzem heftigem Drill landet er seine erste Fat Lady! 1,08m lang und 17 Pfund schwer lassen den Chantré bereits im Geiste die Kehle runterlaufen, und die Freude ist Timo beim Fotographieren ins Gesicht geschrieben.
Im Laufe des Tages flachen dann Wind und Beißlust der Fische stark ab, ich kann mich aber noch mit einem 75er vor dem Schneider retten. Mit 9 Fischen und 2 Meterhechten haben wir unseren erfolgreichsten Tag hinter uns, und auch die anderen Sportfreunde können gute Fische vorweisen.
Abends ist dann natürlich der Chantré fällig, schön nur wenn wir zu Ehren meines ersten Meterhechtes dann am nächsten Tag noch einen nachkaufen müssten.
Am letzten Morgen toppt sich dann das Wetter selbst: Zu dem nochmals stärkeren Wind, wir sind jetzt bei gut 7 Windstärken, gesellt sich dann noch Schnee und später Regen dazu. Dick eingemummelt in unsere Floater legen wir dann trotzdem los, und nach ca. einer halben Stunde dann bei mir der erste Biß des Tages. Rumms – das war schon mal ein heftigerer Biß als ich es bisher kannte. Ich merke sofort das hohe Gewicht des Fisches wie ich es vom Karpfenangeln kenne, und die UBS biegt sich ganz kräftig. “Ich habe einen” rufe ich Timo und unserem Guide Thorsten zu und denke mir “endlich noch eine Fat Lady, das wurde auch Zeit!!!”. Aber wieder heißt es so schön? “Erstens kommt es anders.”, und nach 5 – 6 Sekunden ist der Spuk vorbei und der Fisch ausgestiegen. Die Enttäuschung ist danach natürlich groß, aber zum Trübsal blasen keine Zeit. Zumindest lassen sich die Fische nicht vom schlechten Wetter am Beißen hindern, das lässt uns für den Rest des Tages hoffen.
Nach einigen Platzwechseln verhaften Timo und ich innerhalb kurzer Zeit einen 87er und 82er Hecht, wobei Timo noch 2 weitere kleinere Fische nachlegen kann. Ab Mittag geht dann nichts mehr, wir hören aber von den anderen Teams weitere Erfolgsmeldungen. Zum Abschluß des Tages gelingt mir noch ein Fang aus der Rubrik “Kurioses”: Auf einen 23cm großen Shad beißt doch tatsächlich eine ca. 30cm große Flunder!!! Und sie ist nicht gehakt, sondern hängt am hinteren Einhänger.
Am Abend im Restaurant ziehen dann die übrig gebliebenen Sportfreunde Resümee über diese Tour, und obwohl nicht jeder seinen Meterhecht fangen konnte haben mindestens vier Angler ihre persönliche Bestmarke übertroffen. Für mich selbst war es auch nicht so erfolgreich, aber vielleicht heißt es für mich nächstes Frühjahr ja doch:
“Uli, ich komme mit nach Schweden.”
Bericht von Michael S.