Am 15.02.07 war es endlich soweit. Nach vielen Tagen des Bangens, mit stetigem Blick auf die
Windprognosen, gab es grünes Licht für meine erste Boddentour. Nach kurzem frühshoppen bei Angel Ussat in Dortmund, machte ich mich auf die Reise zum rund 650km entfernten Ziel nach Rügen. Die Fahrt verging wie im Flug. Vor meinem geistigen Auge sah ich schon krumme Ruten und jede Menge Hechte. Doch würde es mir gelingen meinen persönlichen Rekord von 83cm zu knacken? Ist vielleicht sogar der magische Meter möglich?
Als ich gegen Abend in Schaprode ankam, traf ich im Hafen auf der Suche nach meiner Unterkunft auf den erleichterten Uli Beyer. „Gerade noch rechtzeitig geschafft, jetzt kann ich mein Boot doch noch heute Abend ins Wasser lassen.“ Typisch Uli, wollte er gleich am nächsten Morgen bei Anbruch der Dämmerung auf die Bodden, um die Räuber mit Gummi zu füttern. Nachdem das Boot geparkt und das Schlafquartier bezogen war, trafen wir in der örtlichen Kneipe auf den Rest der Teilnehmer. Eine bunt gemischte Gruppe aus dem ganzen Land die schon ganz heiß war. Aufgrund der guten Wetterprognosen und der hervorragenden Werte die uns das Anglers Edge verriet, war die Vorfreude groß. „Einer von uns wird bestimmt die 20 Pfund knacken!“ hörte ich Uli noch sagen. Der einzige Dämpfer der nicht ganz in unser Schema passte war, dass ein Boot am Vortag „nur“ 3 Hechte landen konnte. Gespannt was die nächsten vier Tage an die Oberfläche bringen würden, löste sich Truppe relativ früh auf.
Am nächsten Morgen konnte es endlich losgehen. Nach einem gesunden Frühstück, reichlich Blei und Gummi im Gepäck, machten wir uns auf zum Hafen. Ich staunte nicht schlecht. „So habe ich mir die Bodden nicht vorgestellt.“ Aufgrund von Berichten war ich auf ein raues Gewässer, Wind, Sturm und Wellen eingestellt. Nichts, totaler Ententeich! Hat es Petrus vielleicht ein bisschen zu gut mit uns gemeint? Schnell wurden beim Hafenmeister noch die Wochenlizenzen erworben und dann konnten die Motoren gestartet werden. Nach guten 9h angeln, konnte ich meine Bilanz vom ersten Boddentag an weniger als einer Hand abzählen, ich blieb Schneider und kassierte einen Minuspunkt für einen verpennten Biss. In unserem Boot konnte obwohl der Wind gegen Mittag auffrischte, leider nur ein einziger dürftiger Hecht gelandet werden. Besser lief es in Ulis Boot, der mit 11 Hechten und zwei Barschen Tagessieger wurde. Trumpf war ganz klar die Boddensau in der 15cm Ausführung. Hervorzuheben blieb an diesem Tag jedoch allein der genau 100cm lange Hecht von Holger, der somit der Mannschaft den ersten Meter bescherte. Übermüde und erschöpft von meiner ersten brutalen Erfahrung mit den Bodden, fiel ich direkt nach der Ankunft im Quartier in mein Bett und schaffte es noch nicht mal zur abendlichen Besprechung. Es konnte ja nur besser werden…
Der zweite Tag sollte der windigste und zugleich kälteste Tag unserer Tour werden. Ich fuhr wieder mit Robert auf die Pirsch, der heute zunächst flachere Bereiche ansteuern wollte. Gleich der erste Wurf von unserem Guide brachte einen gut 80cm langen Hecht zum Vorschein. Verwunderlich war hierbei weniger der Fisch, sondern der Köder. Ein 50cm langer XXL Tail in einem ekelhaften Schlumpfblau. Motiviert von diesem guten Start konnte auch ich recht schnell auf einen 23cm Renosky Barsch meinen ersten Boddenhecht fangen, der mit 85cm meine bisherige Bestmarke um 2cm schlug. Der Tag war für mich gerettet!
Gegen 10Uhr kam die erste Knüllermeldung aus Ulis Boot. Auf einen schwarz/weißen 16er Kopyto konnte Uli eine Barschgranate von 52,5cm und 5 Pfund landen und somit seinen persönlichen Rekord toppen! Kurze Zeit später legte er einen 1,06m Hecht nach.
Robert fing bis zum späten Mittag auf sein blaues Ungetüm noch zwei weitere Hechte bis 90cm. Gegen 15:30Uhr entschied ich mich von Natur- auf Schockfarbe umzurüsten und montierte einen feuergelb/schwarzen 16er Kopyto, doch schon der zweite Wurf saß fest. “Sch…. Hänger, nicht noch ein Steinbeißer!“ Nachdem ich versuchte der vermeidlichen Hänger durch flippen der Schnurr zu lösen, durchzogen plötzlich lange kräftige Schläge meine UBS und der Hänger bot Paroli. Ziemlich schnell zeigte sich 15m vom Boot entfernt eine Flanke. „Das ist ein guter, ein sehr guter!“ rief Robert. Vollkommen baff und nervös zugleich versuchte ich den Fisch Richtung Boot zu bewegen. Ich wusste, das wäre mein erster Meter! Nach bangen Sekunden der Angst war der Fisch endlich im Kescher, geschafft!
Das Maßband zeigte für mich unglaubliche 1,22m, damit hätte ich nie gerechnet! Als Tagesbilanz konnte Torsten 6, Uli 5 und wir ebenfalls 5 Hechte aufweisen. Nicht zu vergessen sind natürlich der Barsch und ein guter Lachs, den Dolf beim Trollen auf dem Boot mit Torsten Schadowski gefangen hat.
Der nächste Tag begann mit einer taktischen Besprechung der Guides beim Frühstück. Mehr Fische mussten her! Man entschied sich für einen Revierwechsel zum Schaproder Bodden, der uns zu einigen viel versprechenden Scharkanten in flacherem Wasser führen sollte. Am spiegelglatten Wasser bot sich das gleiche Bild wie zwei Tage zuvor, es ließ sich noch nicht mal eine Böe oder eine Welle erahnen. Uli, Ray und ich waren als erste im Boot und konnten bereits die ersten Fische vorweisen, als der Rest der Armada eintraf. Erfolgsköder war erneut die 15er Boddensau. Doch auch in den anderen Booten ließen die Hechte nicht lange auf sich warten. Roberts Kahn, der mit der Bayerntruppe bestehend aus Holger, Peter und Bernd (alias „Der Beamte“;) besetzt war, konnte mit einem Hecht von 1,02m den ersten Meter des Tages überlisten. Zum Leid seiner Mitangler hat Peter den Hecht gefangen, nun mussten sich Holger und Bernd den ganzen Tag anhören, dass er den größten bayrischen Meter gefangen hat. In Torstens Boot konnte Tommy Hecht mit zwei Damen von 1,04m und 1,06m gleich einen Doppelschlag verbuchen. Leider dauerte es nicht lange, bis sich auch bei den Berufsfischern herumgesprochen hat, wo sich die Fische befinden. Es begann ein regelrechter Netzmarathon bei dem wir uns hinterher vorkamen wie die Fliege im Spinnennetz. Nach einer längeren Beißflaute und einigen erfolglosen Versuchen Meister Esox an anderen Hot Spots nachzustellen, blieb uns keine andere Wahl als zwischen, durch und über den Netzen zu fischen. Die Ausdauer wurde belohnt. Mit der Abenddämmerung schepperte es nochmal gewaltig, diesmal bei Ray. Zum Vorschein kam ein gut genährter 1,16m langer Hecht, der einem feuergelben Slottershad nicht widerstehen konnte. Die Tagesbilanz kann sich sehen lassen, mit 44 Hechten konnten wir mehr fangen, als an den beiden Vortagen zusammen. Doch auch als wir im Hafen ankamen, durften wir noch einmal staunen. Mit 4 Lachsen, 3 davon 1m+ hat sich Torsten Schadowski beim Trollen sein eigenes Geburtstagsgeschenk gemacht.
Am nächsten Morgen hieß es leider viel zu früh FINALE! Diesmal durfte ich mir mit Holger, Bernd und Uli ein Boot teilen. Peter, der dritte Bayer im Bund wagte angesichts der beachtlichen Vortagserfolge und der für das Trollen optimalen Ententeichidylle im Boot von Torsten Schadowski seinen ersten Lachsangriff. Das war die Chance für seine Kollegen ihm den größten Bayernmeter streitig zu machen. “Wenn ich einen 1,02m Hecht fang ziehe ich den auf 1,03m!“ verkündigte Bernd. Obwohl das Wasser spiegelglatt war (für mich schon fast ganz normal), landeten wir prompt die ersten Fische. Während wir konstant gut mit Boddensau und blau/silbernen Zam Wobbler im Mittelwasser fingen, hatte Robert, der 3 Gäste aus Österreich guidete, zeitgleich mittels aggressiver Köderführung und schweren Bleiköpfen am Grund Erfolg. Wahnsinn, auch Torstens Boot, das in einem anderen Revier unterwegs war, konnte schnell die ersten Meterfische melden. Scheinbar ist Rosenmontag bei den Hechten das große Fressen angesagt. Nur bei Bernd lief es noch nicht ganz rund, er war bis dato Schneider und bot als Beamter nun doppelte Angriffsfläche für Holgers und Ulis Sprüche. In Momenten seiner Unaufmerksamkeit wurde sogar vor Bisssimulationen durch einen Schlag auf den Rutenstiel nicht zurückgescheut. Sollte er der einzige Teilnehmer ohne Meterfisch bleiben, wurde sogar scherzhaft mit einer Geldstrafe für das Herunterziehen des Meterschnittes gedroht! Obwohl nun drei Boote eine relativ kleine Fläche befischten, konnten konstant Hechte gelandet werden. Das Echolot verriet uns, dass die Fischdichte auf eine unscheinbare 40cm Kante zurückzuführen war. Auch ich konnte gegen Nachmittag mit 1,06m meinen zweiten Tourmeter verhaften und war natürlich mehr als zufrieden. Endlich durchzog auch Bernds Rute (ausnahmsweise war es nicht Uli) ein heftiger Schlag, mit rund 90cm zeigte sich ein zwar stattlicher, aber leider nicht für den Meterschnitt verwertbarer Hecht. Jetzt wurde es eng für ihn, denn es dämmerte bereits…Er wollte schon einen anderen Köder montieren, als Uli ihm davon abriet. „Warum einen gerade fängigen Köder wechseln?“ Es kam wie es kommen musste, an der gleichen Stelle die uns morgens nur Hechte der jüngeren Semester bescherte, hatte Bernd endlich einen Meter an der Rute. „Bernd du weißt, der ist 100€ wert!“ Trotz der kalten Jahreszeit drehte der Fisch ordentlich auf, doch konnte letztendlich sicher per Hand gelandet werden. Während der Fänger glücklich über den geknackten Meter, trotz ausrichten und mehrmaligen betrachten resigniert anerkennen musste, dass nicht mehr als 1,02m rauszuholen waren, bog sich Ulis Ruten. „Das ist ein guter!“ Auch dieser Fisch wollte von Trägheit nichts wissen und versuchte mit allen Mitteln in seinem Element zu bleiben. Vergebens! Zum Vorschein kam eine pfundige 1,15m lange Dame. Glücklich über diesen gelungenen Finaltag durften wir zufrieden Richtung Hafen fahren. Die Bilanz des Endspurts: Torstens Boot 29 Hechte (davon 2 Meterfische), Ulis Boot 22 Hechte (3 Meterfische) und Roberts Boot 15 Hechte (3 Meterfische). Auch die Troller waren mit 2 Lachsen (davon ein Meterfisch), einer 68er Meerforelle und mehreren Dorschen erneut erfolgreich. Außerdem erfreulich und nicht selbstverständlich: Jeder konnte bis Tagesende „SEINEN“ Tourmeter fangen.
Als Fazit blicke ich auf eine geniale Tour zurück und möchte mich bei allen Guides, Teammitgliedern und Tourteilnehmern herzlich bedanken. Ich kann meinen nächsten Besuch kaum abwarten…
Beste Grüße und viel Petri
Marius