Erstens kommt es anders…

Es sollte wieder ins schwedische Västervik gehen, für mich insgesamt zum 5. Mal. Somit sollte die bisher gemachte Erfahrung im Frühjahrsangeln ausreichend sein, allerdings machte ich mir im Vorfeld…

…schon sorgen über die Beißlust der Hecht, da der schwache Winter, die spät angesetzte Tour sowie wechselnde Winde bestimmt ihren Einfluß haben würden. Auch die mageren Fänge anderer Hechtangler im Vorfeld unserer Tour im gesamten Schwedenland schürten diese Vorahnung. Und es kam genau wie befürchtet, aber dazu gleich mehr… Wir starteten zu viert am Freitag Nachmittag aus Rüsselsheim. Holger und Stefan bildeten ein Leihbootteam, Jens und ich das zweite in meinem Buster. Holger hatte seine Feuertaufe letztes Jahr bei mir im Boot bestanden, mein Arbeitskollege Stefan hatte keinerlei Hechterfahrung und startet seinen ersten Angeltrip überhaupt. Wie immer fuhren wir nachts, da es sich mangels Verkehr mit dem Bootstrailer im Heck angenehmer fahren läßt. Um 9:15 Uhr kamen wir in Västervik an, konnten diesmal aber nicht gleich die Hütten beziehen. Deshalb trailerten wir in der Stadt und starteten zum Warm Up in der Old Bay. 4 Mann in einem Boot sind zwar nicht der perfekte Zustand, aber für einen halben Tag geht das mal. Wir fischten dann die unterste Hälfte der Old Bay Stück für Stück ab, aber außer einem guten Nachläufer auf meinen Zalt im Flachwasser tat sich erstmal nichts. Zudem hatten wir uns etwas irritieren lassen durch diesen „Flachwasserfisch“ und suchten vermehrt flachere Bereiche auf. Allerdings standen die Hechte bedeutend tiefer, was uns dann 2 Fehlbisse und der erste gefangene Hecht überhaupt von unserem Schwedenneuling Stefan deutlich zeigten. Das wir in unserer Stellenwahl zumindest anfangs nicht ganz richtig lagen bestätigte Angelkumpel Kai, der Dank des eigenen Bootes ebenfalls den Anreisetag zum Angeln mit seinem Bootspartner Frank nutzte. Sie konnten knapp 20 Fische landen, wobei Kai gleich mal mit einem Hammerfisch von 1,22m und 26 Pfd. startete. Unser Pech war hier noch nicht mal die anfangs falsche Stellenwahl, sondern auch die Beißphasen morgens und abends, zu denen wir leider nicht auf dem Wasser waren. Das beruhigte zwar zunächst unser Gewissen für den anfänglichen Mißerfolg, die Stimmung steigerte sich aber als wir Stefans ersten Hecht, seinen logischerweise größten und den ersten Hecht der Woche unseres Teams mit drei Runden importiertem Bier begossen. Am zweiten Tag starteten wir in die nördlichen Schären. Nach gutem Beginn mit 3 Hechten + Fehlbiss in den ersten 2 Buchten wurde es danach aber zäh. Lange Zeit mühten wir uns fast vergeblich ab, erst gegen Abend konnten wir im Endeffekt 10 Fische bis 85cm überlisten. Jens hatte im Gegensatz zum letzten Schwedenbesuch genug der von ihm heißgeliebten Frogger dabei und konnte es sich sogar leisten, hier und da mal einen zum Trocknen an der Sonne aufzuhängen. Das hätte er mit sich am liebsten auch gemacht, hatte er sich wohl am Vortag etwas verkühlt und bereits ein Kratzen im Hals. Auch Holger und Stefan kamen nach der Bootsübernahme etwas verspätet in den Schären an und landeten immerhin 6 Hechte, für die Beiden anfangs auch kein so schlechter Beginn. Montags ging es dann wieder in die Old Bay, in der Hoffnung auf etwas größere Fische. Wieder begann es etwas schleppend, aber im Laufe des Morgens stellten sich dann die ersten Fische ein. Kurz vor 10 Uhr dann ein erneuter Biß bei mir, und nach kurzen Drill kommt dann die erhoffte Oma an die Oberfläche. 105cm und sagenhafte 23,5 Pfd. Gewicht machten die Mühen der zwei Vortage schnell vergessen. Kurze Zeit später landet Jens an gleicher Stelle noch einen ca. 85er Hecht, es scheint also aufwärts zu gehen. Aber erstens kommt es anders, zweitens ging es von jetzt an steil bergab. Wir konnten uns an diesem Tag zwar noch auf 10 Fische hocharbeiten, aber bereits der Dienstag brachte die große Ernüchterung. Gleich früh morgens um 5 Uhr machten wir uns an die besten Plätze, aber wir bekamen keine verwertbaren Fischkontakte. Nicht das wir nicht alles ausprobierten, ganz im Gegenteil. Alle Tiefen, alle Köder, nichts!!! Gegen 9 Uhr kamen dann Holger und Stefan im oberen Bereich der Old Bay an (so ein Leihboot braucht halt länger), und bereits am ersten Platz konnte sich Stefan wieder entschneidern. Zwar kein Kapitaler, aber wenn es schlecht läuft lernt man auch einen 60er Hecht wieder zu schätzen (Zitat: Uli Beyer) Trotz der Fangflaute haben zumindest Jens und ich viel gelacht. Angesichts der permanenten Beißflaute haben wir so jede Aussage, Redewendung und Weißheit verschiedener Sportfreunde über unseren Angelsport ins Lächerliche gezogen. Das sorgte für eine gewisse Kurzweil, war aber mehr als Galgenhumor zu bezeichnen. Humor ist halt wenn man trotzdem lacht… Auch der Aberglaube kam nicht zu kurz, so konnte ich mich an diesem Tag erst gegen Nachmittag entschneidern. Mir war aufgefallen das ich meine Mütze vom Schneider – Samstag aufhatte und nicht meine neue, extra für diese Tour gekauft. Mütze gewechselt, nächsten Platz angefahren, Zack, 1. Hecht des Tages. Kurze Zeit später noch ein zweiter, Jens ging an diesem Tag leider leer aus. Mittwochs ging es dann in die südlichen Schären, im letzten Jahr ein Garant für hohe Stückzahlen, am Vortag hatten sich allerdings schon andere dort schwer getan. Nach 20min Fahrtzeit dort angekommen staunten wir nicht schlecht als in einer der ersten Buchten eine Eisschicht die Wasseroberfläche bedeckte. So angelten wir uns durch die Buchten, konnten den ganzen Tag aber nur je einen Hecht verhaften. Was für eine Pleite… Stefan und Holger konnten in den nördlichen Schären zumindest 8 Hechte landen und waren halbwegs zufrieden. Donnerstags ging es wieder in die Old Bay, und erneut taten wir uns schwer. Erst gegen Mittag kam sowas wie eine Beißphase auf, innerhalb kürzester Zeit verhafteten wir 3 Fische, hatten Nachläufer und ich noch einen weiteren guten Fehlbiß direkt am Boot. Leider schlief der Wind ein und damit auch das Interesse der Hechte an unseren Ködern. Holger und Stefan befischten erneut die nördlichen Schären, diesmal in einem anderen Gebiet. Hier konnten sie wieder einige Hechte landen, die größten immerhin je 82cm. Da Stefan schon wieder seinen Personal Best verbessern konnte war er natürlich mit der nächsten Bierrunde in der Pflicht (gut wenn man Anfänger mit dabei hat), allerdings viel diese Runde für Jens aus. Sein Gesundheitszustand hatte sich im Laufe der Woche leider nicht gebessert, aber trotz Grippe quälte er sich auch den letzten Tag noch mal mit mir in die südlichen Schären. Dort war am Vortag, der Wind hatte auf Süd gedreht, super gefangen worden. Somit wollten wir wenigstens an einem Tag noch mal „Quote“ machen, hatten somit gleichzeitig die Hoffnung auf eine Fat Lady aus der Old Bay begraben. Wir fuhren diesmal in ein Gebiet südlich der Südschären, für ein Leihboot nicht erreichbar. Leider dauerte es bis zum Mittag bis aus dem Ententeich dank des einsetzenden Windes ein brauchbares Angelrevier wurde. Zwar konnten wir mehr als 50 Hechte, darunter auch eine schöne Hechtoma, im kristallklaren Wasser beobachten, allerdings greift hier das Sprichwort „Hechte die man sieht fängt man nicht“. Trotzdem konnten wir, später auch dank des Windes, einige Hechtlein zum Anbiss bewegen. Auch wenn sich einige wieder an der Oberfläche abschütteln konnten (beim Schärenfischen mit den bekannt vielen Kleinhechten sind Einhänger und Widerhaken bei uns tabu), so kamen wir wenigstens wieder mal in den zweistelligen Bereich. Für Jens war der Tag trotzdem der absolute Tiefpunkt, die Grippe, starke Rückenschmerzen, Kräfteverlust in allen Gliedmaßen und zeitweise noch Nasenbluten ließen für ihn nur ein Fazit übrig: Ein Trip zum Vergessen!!! Aber so ist nun mal Angeln, und wir kommen trotzdem wieder… Bericht von Michael Schellong


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