Zum dritten Mal in dieser Nacht unterbrach der Optonic meine Bemühungen einzuschlafen. Nach kurzem Drill wanderte ein 26 Pfd Spiegler in den von Kumpel Mirco geführten Kescher. Auch am nächsten Tag änderte
sich die Reihenfolge nicht. Ich drillte, Mirko kescherte. Wie war das nur möglich? Hatte Mirco doch absolute “Hightech-Boilies” im Kanal versenkt: 1 Kg Mix 20 DM, diverse Flavours 48 DM, Geschmacksverstärker 12 DM. Alles genau nach Rezeptvorschlag verarbeitet. Wie konnten die geliebten Flossenträger nur so ignorant sein? Eine Frage, die ich mir vor langer Zeit selber einmal stellte. Seit fast 15 Jahren rolle ich nun Boilies und habe die ganze Paillette des Experimentierens durch. Im Nachhinein muss ich feststellen, dass ich den größten Teil des damals investierten Geldes wesentlich sinnvoller hätte einsetzen können. Denn was können wir bei der Ausübung unseres Hobbys weniger gebrauchen als Misstrauen in den eigenen Köder. Was nützt uns teures Gerät und Zubehör, das verheißungsvollste Gewässer und unsere, meist knapp bemessene Freizeit, wenn die kleinen Kugeln von den Karpfen verschmäht werden. Gerade Einsteigern kann ich deshalb nur raten mit einfachen, günstigen Zutaten zu beginnen. Ein guter Fischmix, selfmade, kostet zwischen 2 und 5 DM pro Kilo und ist für mich immer noch das Maß aller Dinge. Ein guter Fischboilie fängt konstant an allen Gewässern! Ein Fazit, das ich nach all den Jahren beruhigt ziehen kann.
Zutaten: Fischmehl – von mir eingesetzt bis 40 %, wobei Vielfalt und Qualität wichtige Faktoren sind. Einige Sorten bestelle ich beim Händler meines Vertrauens, andere beziehe ich aus England. Sojamehl Vollfett – eine sehr beliebte Zutat. Enthält Vitamine, Aminosäuren und hat einen angenehmen nussigen Geschmack. Von mir eingesetzt bis 30%. Grieß – von mir eingesetzt bis 35%. Gut zu verarbeiten und sehr preiswert (Penny-Markt) Maismehl – an jeder guten Mühle für wenig Geld zu bekommen. Zum Glück gibt es mittlerweile einige, auf Carpfood spezialisierte Händler, die kompetent beraten und Europaweit verschicken. Hier möchte ich zum einen Jürgen Meyer (M+M Baits) und zum anderen Christian Heymann (Succesful Baits) erwähnen. Nun noch ein paar Sätze zum Thema Flavour. Hier hat wohl jeder so seinen Favoriten. Für mich bis heute unerreicht, Monstercrab von Rod Hutchinson. Leider mittlerweile überteuert und in der Qualität stark schwankend. Grundsätzlich ist beim Fischmix, wie bei anderen Mixen auch, alles verwendbar, wobei ich natürlich Flavour und Extrakte bevorzuge. Diese liegen im Preis höher als einfache synthetische Lockstoffe, sind jedoch wesentlich fängiger. Ein wichtiger Faktor diesbezüglich ist natürlich die Gewässerwahl. An einem großen fischreichen Fluß, wie z.B. der Rhein, sind die Fische weniger wählerisch als an einem kleineren Wasser mit großem Angeldruck. Da ich überwiegend an stark befischten Kanälen mein Glück versuche, bleibt mir gar nichts anderes übrig, als einen Boilie zu verwenden der sich von der Masse der anderen Köder abhebt und über längere Zeit seine Attraktivität nicht verliert. Aber auch an schwierigen Gewässern benutze ich regelmäßig synthetische Flavour.
In diesem Fall schwöre ich auf Kombinationen, Eine Mischung aus z.B. Scopex/Erdbeere oder Scopex/Muschel hat mir, nicht nur an meinem Hausgewässer dem Datteln-Hamm Kanal, reichlich gute Fische bescherrt. Was für die Verwendung solcher Flavour spricht, ist auf jeden Fall der Preis. Literpreise ab 60 DM sind heute nichts außergewöhnliches mehr. Da bleibt selbst bei nicht allzu prall gefüllter Geldbörse noch Spielraum zum Experimentieren. Die Befürworter von Fertigboilie werden nun müde lächeln. Denn es ist mittlerweile nicht mehr selbstverständlich seine Köder in Handarbeit zu fertigen. Fertigboilie und Mixe sind für Neueinsteiger, mehr als eine Alternative. Doch über dieses Thema möchte ich zu einem späteren Zeitpunkt ausführlicher schreiben. Bis dahin viel Spaß beim Rollen und Drillen.
Stefan
eingesandt von Stefan Piep! Piep! Piep!