Hallo aus dem sonnigen Heiligenhaus

Mich interessiert, wie man seine Erfahrungen aus 24 Jahren Hechtangeln an euch weitergeben kann, bzw. an eure Leser. Durch eine simple Umstellung in meinen Angelmethoden schaffe ich es heute, regelmäßig Hechte über 90 cm zu fangen, Kleinhechte gehen mir so gut wie gar nicht mehr an die Angel.

Ich glaube, dass der „Trick“ auch für die Leser dieser Seite interessant ist, und deshalb habe ich mir erlaubt, den folgenden Beitrag zu verfassen. Sie können ihn gerne auf dieser Seite hier, die ich mit Begeisterung lese, online setzen.

Wie fängt man wirklich große Hechte?

Diese Frage bohrte wieder und wieder in meinem Kopf, ich hätte so gerne mal einen Hecht von über 100 cm gefangen. Ich habe gut 600 Hechte in meinen Fangbüchern stehen, davon war der größte gerade mal 84cm lang. Es hat mich immer gewurmt, warum ich nicht bei so vielen Hechten auch mal einen Meterhecht dabei hatte. Als Verfechter von toten Köderfischen habe ich mit verschiedenen Süß- und Salzwasserfischen Versuche gemacht, natürlich auch in Größen von fingerlang bis hin zu pfundschweren Köderfischen. Trotzdem hatte ich in über 20 Jahren nie das Vergnügen, einen Hecht über 10 Pfund zu fangen, obwohl solche von Zeit zu Zeit in den von mir befischten Gewässern gefangen wurden. ( Bocholter Aa, Aasee in Bocholt ) Irgendwann habe ich mir Gedanken gemacht, was genau ich falsch gemacht habe, und was ich besser machen könnte. Köder und Gerät waren nicht die Ursache meines „Misserfolges“, da war ich mir sicher. Da ich ja regelmäßig Hechte fing, war wohl auch die Angeltechnik nicht grundverkehrt. Was blieb also noch übrig, was ich falsch machen konnte? Oder war es einfach nur Pech gewesen? Da ich nicht an sich ständig wiederholende Zufälle über Jahre hinweg glaube, schloss ich Pech als Ursache ebenfalls aus. In den vielen Jahren hatte ich mir immer Angelplätze ausgesucht, an denen regelmäßig Hechte gefangen wurden, zum Beispiel Stauwehre, Brücken, Einläufe oder vergleichbares. Die Chance, dort bei wenigen Ansitzen so gut wie immer seinen Hecht zu fangen, hatte mich in all den Jahren geblendet! Da diese Stellen natürlich nicht nur mir bekannt waren, sondern auch allen anderen Vereinsmitgliedern, wurde hier so gut wie immer mindestens zwei bis drei Mal pro Woche von einem Raubfischangler gefischt, natürlich mit unterschiedlichsten Methoden. Da ich nicht an das Märchen vom superschlauen Großhecht, der sich durch keinen Köder dieser Welt verführen lässt, glaube, hatte ich die Antwort auf meine Frage gefunden: Ich hatte in den 20 Jahren, die ich fische, nie einen Großhecht gefangen, weil es sie an den von mir befischten Stellen schlicht und ergreifend nicht gibt! Aufgrund des massiven Angeldrucks und der Tatsache, dass in Deutschland leider immer noch die allermeisten Angler maßige Fische generell abschlagen, hatten die Hechte gar keine Chance, mein Traummaß von 100 cm zu erreichen. Sie beendeten ihr Leben durch den Anbiss bei einem der vielen Angler, lange bevor sie solche Größen erreichen konnten. Jetzt, nach Beantwortung der Frage, was ich alles falsch gemacht hatte, musste ich „nur noch“ die richtigen Stellen finden. Dazu habe ich mir überlegt, welche Voraussetzungen solche Stellen haben müssten. Relativ tiefes, nach Möglichkeit langsam fließendes Wasser. Gutes Futterfischangebot Möglichst schlecht erreichbar, damit der Angeldruck gering, oder sogar nicht vorhanden ist. Unterstände für Hechte Also machte ich mich daran, etliche Kilometer der Aa mit dem Fahrrad abzufahren, bewaffnet nur mit einer Rute zum Ausloten der Wassertiefe an mir hitverdächtig erscheinenden Stellen. Die meiner Meinung nach drei besten Plätze habe ich in den Sommermonaten mit der Stipprute beackert, um festzustellen, ob es dort genügend Futterfische gibt. Zwei der von mir getesteten Stellen brachten nur sehr mäßige Fangerfolge, so dass ich diese zunächst nicht weiter beachtete. Der dritte Platz brachte mir jedoch Friedfische in rauen Mengen an die Angel, gute Rotaugen und vor allen Dingen Brassen in mittleren Größen. Aus meinen Erfahrungen der Vergangenheit wusste ich bereits, dass die Hechte bei uns eben diese besonders liebten. Der Platz war seit Ewigkeiten nicht mehr beangelt worden, das konnte ich mit absoluter Sicherheit sagen, denn dort war das ganze Ufer mit Brombeersträuchern dicht bewachsen. Bei meinen Stippversuchen hatte ich eine kleine Schneise angelegt, und nach deren Beendigung die Lücke mit den entfernten Zweigen wieder geschlossen. Also schien der Platz mir sehr verdächtig nach Großhecht zu riechen und ich konnte es kaum abwarten, dort die ersten Angelversuche auf die dicken Hechtdamen zu unternehmen. Bis zum Oktober wollte ich warten, doch die Spannung in mir erlaubte das beim besten Willen nicht. Ende Juli, bei brütender Hitze und schwüler Luft, saß ich dann am späten Nachmittag am Ufer der Aa. Einige Brassen und Rotaugen hatte ich mir an einer anderen Stelle gestippt, und das erste Rotauge wurde mit zwei Einzelhaken Größe 1/0 versehen etwa 10 Meter stromab eingeworfen. Ich fischte mit einer 30er monofilen Hauptschnur und mit einem etwa 60 cm langen Vorfach aus 60er monofiler Schnur. Eine schlanke Feststellpose mit 5 Gramm Tragkraft hielt den Köderfisch in knapp über 150cm Wassertiefe. Von Zeit zu Zeit zupfte ich die Montage heran und ließ sie danach wieder abtreiben. So saß ich schon ein paar Stunden, als ich plötzlich einen Biss bekam. Die Montage wurde langsam stromabwärts gezogen, bis sie genau mitten unter der dort stehenden Brücke gelangt war. Ihr könnt euch vorstellen, dass ich Schweißausbrüche hatte, so gespannt war ich auf das Gegenüber am anderen Ende der Leine! Ich wartete kurz, um dann einen kräftigen Anschlag zu setzen. Die Spannung wich sofort danach, obwohl der Fisch hing. Der Widerstand war einfach zu klein, als das ich den ersehnten Großhecht als Gegner haben konnte. 1 Minute später kescherte ich einen gut 50 cm langen Zander, der den Köderfisch voll genommen hatte. Zander hatte ich in der Aa schon häufiger gefangen, allerdings immer an Stellen, wo keine Hechte ihren Standort hatten. Naja, immerhin war ich nicht Schneider geblieben, der nächste Fisch fand den Weg an die Montage und ich warf erneut aus. Was soll ich sagen, der Köderfisch sank nicht mal bis zum Boden, und ich hatte den nächsten Zander an der Angel. Dieser hier war aber besser, er hatte knapp 70 cm. Hatte ich statt einer Stelle für Großhechte einen Hot-Spot für Zander gefunden? Es wurde dunkel, ohne dass ich weitere Bisse verzeichnen konnte. Zwei Zander, mitten im Sommer, bei Hitze und Sonnenschein….. Ob da noch mehr Zander zu fangen waren? Ob es hier überhaupt Hechte gab? Wenn ja, sind es die gewünschten Meterhechte? Drei Wochen später, immer noch ähnliche Witterung und Bedingungen, saß ich das nächste Mal an „meiner“ Stelle. Dieses Mal habe ich als Köderfische etwa 25cm lange Brassen am gleichen System verwendet. Drift auf Drift, und es passierte rein gar nichts. Ich wollte nach drei Stunden vergeblichen Angelns gerade meine Sachen zusammenpacken, als plötzlich beim Einholen der Montage ein vorsichtiger Zupfer zu spüren war. Sofort gab ich Schnur, die Spannung war sekundenschnell wieder vorhanden. Die Montage stand still in der Strömung, die Wassertiefe war an der Stelle etwa 200 cm, Hindernisse waren auch keine dort, also musste es sich um einen Biss handeln. Nach etwa 30 Sekunden zog es die Pose wieder unaufhaltsam stromabwärts Richtung Brücke. Ihr könnt es euch sicher denken, es war wieder ein Zander von etwa 55 cm. Ich mag zwar Zander, aber eigentlich wollte ich ja hier meinen ersten Großhecht fangen, also war ich zugegebenermaßen leicht frustriert. Danach passierte wieder lange gar nichts, so langsam begann es zu dämmern. Plötzlich sprangen in Panik einige mittelgroße Rotaugen aus dem Wasser, sie wurden ohne Zweifel gejagt. Sofort holte ich die Montage ein und warf die Stelle an, wo sie aus dem Wasser gesprungen waren. Zwei bis drei Meter war die Pose abgetrieben, als sie plötzlich mit einem hörbaren Plopp unter Wasser gezogen wurde. Das kannte ich von früheren Ansitzen auf Hecht, und eben nur von Hechten. Außerdem bewegte sich das unbekannte Wesen im Gegensatz zu den Zandern nicht stromabwärts, sondern stromaufwärts, und zwar mit recht hoher Geschwindigkeit. Schon vor dem Anschlag war ich mir sicher, dass es sich dieses Mal um einen Hecht handelte. Nach etwa einer Minute nahm ich Fühlung auf und setzte einen kräftigen Anschlag, der Fisch hing, fühlte sich aber zu Beginn eher wie eine unter Wasser treibende Plastiktüte an. Das änderte sich allerdings ganz schnell, als der Hecht zum ersten Mal in voller Länge aus dem Wasser sprang, habe ich mich dann aber doch erschrocken. Sofort war mir klar, dass dieser Fisch erheblich größer war, als alle zuvor von mir gefangenen. Der Drill erstreckte sich über mir endlos erscheinende 10 Minuten, dann zeigte die Hechtdame weiß. Bisher hatte ich beim Keschern nie Probleme gehabt, aber ich verfluchte mich für den mit 80cm Bügelweite doch arg klein geratenen Unterfangkescher. Der zweite Kescherversuch klappte dann und ich musste mit zittrigen Knieen ganz schön schwer heben, um den Fisch aus dem Wasser zu bekommen. Da lag sie dann vor mir auf der Matte, 103 cm lang und knapp 16 Pfund schwer, eine herrlich gezeichnete, kerngesunde Hechtdame. Heute schäme ich mich dafür, aber ich habe die Hechtdame abgeschlagen und mit nach Hause genommen. Die Kiefer habe ich mir präpariert und der Fisch hat hervorragend geschmeckt, ein schlechtes Gewissen habe ich trotzdem gehabt. Nach über 20 Jahren hatte ich meinen ersten Meterhecht gefangen, tausende erfolgloser Stunden am Wasser waren vergessen. War das jetzt das berühmte Glück des Ahnungslosen gewesen, oder waren meine Umstellungen der Grund für den plötzlichen Erfolg? Ich will es kurz machen, seit diesem Tag habe ich in vier Jahren weitere 40 Hechte gefangen, allerdings mit einem Durchschnittsgewicht von 11 Pfund und einer Durchschnittslänge von über 80 cm. Der Kleinste der letzten Jahre war ein Hechtling, wie ich heute despektierlich sage, von gerade mal 60 cm. Unter den 40 Hechten waren sieben von über einem Meter und etliche knapp darunter. Mein bislang größter Fisch maß 113 cm und wog 21 Pfund und ich bin sicher, das ist noch nicht das Ende der Fahnenstange. Im letzten Jahr habe ich an einer der beiden zunächst für unzureichend befundenen Stellen nach kurzem Drill einen Fisch von sicher über 30 Pfund verloren. Ich denke, dass ich ihm in diesem Herbst eine neue Chance für einen Kampf mit mir geben werde. Meine Erkundungstouren an der Aa habe ich mittlerweile ausgedehnt und insgesamt schon 8 heiße Stellen gefunden, an denen ich mit schöner Regelmäßigkeit gute Hechte fangen kann, weil hier außer mir niemand angelt und die Hechte die Chance haben, zu erwachsenen Fischen heranzuwachsen. Übrigens habe ich nach meinem ersten Meterhecht nie wieder einen Fisch entnommen, bis auf einen, der sehr unglücklich gehakt war und stark blutete. Der Fisch von 113 cm maß 98 cm, als ich ihn das erste Mal fing. Ich gebe ihm die Chance, weiter für Nachwuchs zu sorgen und an Gewicht zuzulegen. Ich versuche immer, die gelandeten Hechte noch im Wasser zu enthaken, wiege sie kurz und gebe ihnen die Freiheit zurück. Die Unterfangkescher sollten weiches Gewebe haben, damit sie die empfindlichen Schleimhäute der Fische nicht verletzen. Und denkt bitte immer daran, in der Kühltruhe wachsen die Hechte wirklich nicht mehr, außer in unserer Phantasie. Ich bin mir ganz sicher, dass es diese heißen Stellen, die ich oben beschrieben habe, auch in Eurer Nähe gibt, Ihr müsst sie nur finden. Die Chance auf einen wirklich großen Hecht wird sich dramatisch verbessern, das kann ich euch versprechen. Zum Schluss noch das von mir verwendete Gerät: Gute Stationärrollen mit Kopfbremse, 30er monofile Schnur, dazu eine 360 cm lange Karpfenrute, nach Möglichkeit relativ weiche Modelle mit gutem Rückgrat. Die Ködermontage erfolgte an einem Zweihakensystem mit großen Einzelhaken, die Tiefe wird durch eine Feststellpose bestimmt, ich lasse die Köderfische meistens ca. einen halben Meter über Grund treiben und zupfe sie dann langsam wieder heran. Die Größe der Köderfische ist nicht so wichtig, ich verwende heute einfach die Fische, die mir gerade an die Stippe gehen, von Kleinbarschen, Rotaugen, Brassen bis hin zu Rotfedern. Ich wünsche Euch allen ebenso packende Drills, wie ich sie erleben durfte und würde mich freuen, von Euren Erfahrungen hier zu hören. Ende Juni ist hier bei uns und wohl auch bei euch die Schonzeit vorbei, Ihr habt also noch genügend Zeit, „Eure“ Hechtstelle(n) zu finden. Ach ja, ein letzter Tip noch: Ich verrate gerne, wie ich erfolgreich fische, nur eine Information werde ich nicht mal befreundeten Anglern geben, nämlich wo genau ich auf Hechte angeln gehe. Meine Hecht-Freunde im Wasser würden im Kochtopf enden und das ist mir einfach zu schade. Die Spuren meiner Ansitze versuche ich nach Beendigung des Fischens zu beseitigen. Es sieht besser aus und sorgt dafür, dass die Plätze unentdeckt bleiben. Peter Klötgen (Meter-Peter) Bericht von Peter Klötgen (Meter-Peter)

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