Hier kommt er mit etwas Verspätung.
AUGUST
Der August ist in der Regel ein mäßig guter Monat. Auch in 2002 hat er vielerorts seinem schlechten Ruf alle Ehre gemacht. Die guten Fangergebnisse der Vormonate werden bei weitem nicht erreicht. Sehr hohe (Bade-)Wassertemperaturen lassen besonders die Räuber in kühlere und sauerstoffreiche Gewässerteile abwandern. Das gewaltige Futterangebot im Gewässer selbst macht eine erfolgreiche Angelei ebenfalls schwierig. Kurze Beißzeiten bei in der Regel sehr trägen Räubern machen diesen Monat zu einer Durststrecke….
Die Angeltechnik im August macht intensives Suchen mit konsequent langsamer Köderführung nötig. In der Regel sind kleine bis mittlere Ködergrößen (10 15 cm) gut. Da der Sauerstoffgehalt in Verbindung mit erträglichen Wassertemperaturen eine große Rolle spielt, ist es sehr sinnvoll, sich mit Hilfe des Echolotesund Senso-Diversan optimale Angelplätze heranzumessen. Die größten Erfolgsaussichten sind meines Erachtens nachts bzw. in den sehr dunklen Dämmerungsphasen früh morgens, aber auch abends gegeben. Da der Fisch träge ist, würde ich unbedingt einen Schwerpunkt der Angelei auf sogenannte Rasselköder setzen. Der Bill Lewis Supertrap ist so eine Art Geheimwaffe und rettete mir schon so manchen Tag…
Für Flussangler sind jetzt insbesondere die mit Sauerstoff besonders angereicherten Abschnitte erfolgversprechend. Wehranlagen, Einläufe und stärker strömende Abschnitte sind jetzt bevorzugte Anlaufpunkte. Top-Köder sind hier Gummifische mit guter Druckwellenbildung. Mein Tip: Slottershadsin 15 cm mit Fischkopfoder Eriekopfkombiniert. Die gängigsten Bleigewichte liegen zwischen 14 und 21 Gramm. Dort wo es sehr stark strömt, können es aber auch ruhig einmal 33 Gramm werden.
SEPTEMBER / OKTOBER
Je nach Witterung fängt der September vielerorts noch recht schwierig an. Anfang September sind Rasselköder immer noch ein MUSS und schwierige Tage häufig. Im stehenden Wasser fischt man sowohl flach, in Krautbänken und anderen sauerstoffreicheren Gewässerteilen, als auch dem kühleren Tiefenwasser kurz über der Sprungschicht, die man unbedingt ausmessen bzw. mit dem Echolotsuchen sollte.
Im großen Fluß steht die Vielzahl der Fische noch immer in der Strömung bzw. Buhnenabschnitten mit kurzen Wegen zur kräftigen Hauptströmung.
Fallen die Temperaturen des Wasser unter 20, besser noch unter 18 Grad Celsius, geht´s wieder richtig los. Die Räuber sind alarmiert und stellen wieder auf aktiveres Fressen um. Dann wird´s Zeit, aktiv den Großfischen nachzustellen. Schlagartig nehmen jetzt die Chancen auf Kapitale mit Großködern zu. Im Jahr 1996 konnte ich von 26 zweistelligen Räubern aus Möhnesee und Rhein allein 18 Stück in diesen beiden Monaten überlisten!
Im Möhnesee fische ich jetzt viel mit großen Shads ( Castaic-Swimbait) und tief laufenden Wobblern oder großen Köderfischen am WIKAM-System(15 25 cm) mit Vorschaltblei oder Paravan.
Am Rhein wähle ich Gummifische zwischen 15 und 25cm. Noch immer lohnt dort ein Versuch in der Dunkelheit, die Dämmerung ist ebenfalls noch eine ausgezeichnete Beißzeit.
NOVEMBER
Ein Monat, in dem alles möglich ist…. Je, nachdem, wie nah der Winter ist, muß man in seiner Gewässerwahl sehr variabel sein und darf sich dann keinesfalls entmutigen lassen, wenn´s mal nicht läuft. Als Beispiel möchte ich hier eine verrückte Woche aus dem Jahre 1999 anführen… Nachdem der Oktober sowohl in Stückzahl, als auch in der Größe ausgezeichnete Fänge brachte, gab´s im November zunächst einen Einbruch. Die Temperaturen waren mächtig abgestürzt und die Fische zunächst auf Tauchstation gegangen. In 15 20 Metern Tiefe war fast nichts mehr zu machen… Die verrückte Woche begann mit einem Tag, an dem ich bis mittags genau nichts hatte… Bei strahlendem Sonnenschein entdeckte ich auf eine markanten Berg in 18,5 Metern Tiefe einen großen Einzelfisch. Normalerweise beangle ich diese nicht, aber mit dem Mute der Verzweiflung… Kurzum, nach nur 5 Minuten Angelzeit gab´s den ersehnten Schlag in die Rute. Eine Hechtoma hatte meinen weißen 23 cm Shadvolley inhaliert. 28,5 Pfund war das Ergebnis und bis auf einen Minihecht blieb es das auch, obwohl ich den ganzen Tag intensivst weiter angelte….
2 Tage später: Einen schwedischen Journalisten fuhr ich für eine Radioreportage wieder über den Möhnesee. Eiseskälte (mein Mitfahrer war nach 1,5 Stunden schon grün und blau gefroren, wollte aber unbedingt durchhalten) und bis auf einen 45 cm Hecht blieben die Pikies wie vom Erdboden verschluckt.
Tag: Leicht gestiegene Temperaturen, schwacher, milder Westwind. Jürgen Haese und ich hatten uns wieder auf dem Möhnesee verabredet. Die Stelle, wo ich die Hechtoma einige Tage zuvor gefangen hatte, sollte eigentlich der Hauptangelplatz werden. Auf dem Weg dorthin beschloss ich, einen Abstecher an eine Stelle zu machen, an der ich eine Woche zuvor einen guten Biss hatte. Jürgen düste durch zur Oma-Stelle. Schon nach 10 Minuten angeln, so gegen 8 Uhr morgens fing ich einen Meterhecht (1,02 m). Meterhechte sind auch im Möhnesee nicht alltäglich und eigentlich war der Tag schon gelaufen… 5 Minuten wieder Hecht! 65 cm auf 23 cm Shad. Da sage noch einer, der Köder sei zu groß! Dann gab´s beim Drifteneine kleine Pause. Ich denke, so 15 Minuten später gab´s den Biß aller Bisse. Mit einer Urgewalt wurde mir die Rute mit einer Attacke bis auf´s Wasser gerissen! Danach gab´s zwar riesige Schläge aus der Tiefe, aber der Fisch nahm keine Schnur… noch nicht! Ich drillte hart, so wie ich es gewohnt war und der große Unbekannte kam wiederwillig mit in Richtung Boot. Ich denke, ich hatte ihn so 4 5 Meter vom Bodengrund gelöst, als er beschloss, mal über Wasser nachzusehen. In einem D-Zug-Tempo kam eine Rakete aus nochmals 5-6 Metern Tiefe aus dem Wasser geschossen und ich sah in ein erschreckend großes, weit aufgerissenes Riesenhechtmaul. Ein gefährlicher Dreher in der Luft und das Monster knallte wieder ins Wasser. Mit aller Kraft hatte Sie (es war ja wohl doch eine Dame…) beschlossen, wieder Tiefe zu gewinnen. Erstmalig wurde ich von einer Großfischflucht derartig überrascht, dass ich dachte, im nächsten Moment fliegt mir alles um die Ohren… Ich hatte Glück, trotz ungewollter Extremlast kam die Bremse von meiner Shimano und alles hielt….
Dieses Manöver hatte SIE alle Kraft und mich alle Nerven gekostet. Nach insgesamt geschätzt 10 Minuten Drillzeit lag eine Oma mit 1,35 Metern und 18,4 Kilo im Netz.
Weitere kleinere Hechte an diesem Tag rissen mich aber nicht mehr vom Sockel.
Euphorisch nahm ich mir 2 oder 3 Tage später noch einmal Zeit und holte mir ´nen astreinen Schneider ab… Das ist typisch November!
Übrigens: Im Rhein bzw. in großen Flüssen verlassen die Räuber jetzt zügig die stark bewegten Gewässerteile. Häfen, einmündende Baggerseen und tiefe, ruhige Strömungsbereiche werden jetzt sehr interessant!
DEZEMBER
Der Dezember ist für mich ein besonders guter Monat, insbesondere, seitdem ich meinen Horizont auch in Richtung Rügen / Boddengewässer ausgeweitet habe. Aber schon vorher ohne Bodden fing ich jedes Jahr etliche Hechte über 1 Meter und auch tolle Zander über 90 cm. Weihnachten, wenn ich irgendwie hinauskam, war meistens gut auf tiefen Seen in Grundnähe. Vertikal ab in die Tiefe könnte ein Tip lauten. In den Talsperren stehen die Räuber jetzt sehr tief und lassen sich ab 15 bis 25 und mehr Meter nur noch mit Zockernund Pilkern effektiv beangeln…
Bericht von Uli Beyer / www.uli-beyer.de