Alles begann 1997 als ich meinen ersten Trip an den spanischen Ebro machte. Schnell hatte mich der Ebro und seine Waller mich in ihren Bann gezogen und ich wurde süchtig.
Manche Fragen sich jetzt sicherlich, süchtig nach was? Nun ja, dies ist einfach zu erklären. Die Sucht nach dem Kräftemessen mit den kampfstarken Riesen in der wilden Natur des Ebros und dem Adrenalin welches dabei freigesetzt wird.
So kam es, dass ich im Jahre 2002 mit meinem Kumpel Markus Weißbrodt am Ebro 7 Monate als Guide verbrachte. Während der Saison war nicht viel mit „selbst“ fischen gehen. Da wir aber auch mal für uns angeln wollten, haben wir beschlossen es einfach außerhalb der Saison zu versuchen, und so starteten wir eine winterliche Wallersession am Ebro.
Mitte November 2002 war es endlich soweit, es waren nur noch Zanderangler als Gäste da und so konnten wir unsere Pläne in die Wirklichkeit umsetzen. Also nichts wie unser Tackle gepackt und los ging es. Der Ebro hat Wassertiefen zwischen 8m und 23m.Wir wählten einen Platz im tieferen Bereich des Stausees aus. So fischten wir auf dem Dach eines teilweise versunkenen Fabrikgebäudes. Dort fanden wir Wassertiefen von 18-21 Meter vor. Leider betrug die Wassertemperatur lediglich noch ca. 7 Grad Celsius und es war Nachts schon richtig kalt geworden mit Tageshöchsttemperaturen von 10 Grad. Tiefhängende Nebelschwaden bestimmten das alltägliche Wetter und zeitweise hatten wir sogar schon mit Schneeregen zu kämpfen. Diese Umstände trübten unsere Erwartungen, aber es musste doch dennoch möglich sein Fische zu fangen. Zu Beginn versuchten wir es wie üblich mit Karpfen an der Bojenmontage. Diese brachte aber leider keinen Erfolg mehr. So begangen wir zu experimentieren. Einen Teil der Ruten fischten wir mit Fischfetzen, welche wir mit Hilfe einer Unterwasserposenmontage knapp über Grund anboten. Den anderen Teil der Ruten bestückten wir mit Karauschen, welche im Sommer die Topköder schlechthin darstellten.
Der Wechsel der Strategie stellte sich als voller Erfolg heraus. Bereits an unserem ersten Angeltag mit der neuen Taktik bekamen wir am frühen morgen unseren ersten Hammerbiss. Nichts wie runter von der Liege und Anhieb. Der Fisch legte sofort eine starke Flucht hin und wir liefen Richtung Boot um uns über dem Fisch zu postieren. Der Fisch zog stetig und mit großer Kraft gegen die Strömung und wir ahnten schon, dass es ein großer Fisch sein musste. So einfach stellte sich der Drill trotz des Bootes nicht dar, da sich rechts von unserem Platz eine große versunkene Plantage befand. Der Fisch versuchte mehrmals in diese zu flüchten, aber durch das blinde Verständnis welches Markus und ich hatten, war es uns möglich diese Fluchten trotz leichtem Aluboot zu parieren. So konnten wir den Fisch davon abhalten und blieben mit ihm über dem alten Flussbett. Nach ca. 20min hartem Drill, der uns wirklich viel abverlangte, konnten wir so bereits am ersten Tag mit der neuen Taktik einen schönen und vor allem kampfstarken „Winterwaller“ landen. Mit 212cm und 121 Pfund war dies ein mehr als erfolgreicher Anfang, welcher Lust auf mehr machte.
Wir konnten auch in den darauf folgenden Tagen permanent Fischaktivitäten in den frühen Morgenstunden verzeichnen und so fingen wir bis Mitte Dezember recht konstant fast ausnahmslos große Fische zwischen 1.80m und 2.24m.
Warum schreibe ich nun diese Zeilen. Nun ja, es gibt immer noch viele Leute, die von der Wallerjagd im Winter zurückschrecken. Bei uns war es auch mehr wie ein Versuch der sich als äußerst Erfolgreich herausstellte. Sobald die Wassertemperatur über mehrere Tage konstant blieb (gegen Mitte Dezember hatten wir lediglich noch 5.5° Celsius) haben wir auch gute Fische gefangen. Die Aktivitäten sind zwar nicht mehr so zahlreich wie im Sommer und man muss sich teilweise schon ganz schön was einfallen lassen. So mussten wir den Geschmack der Welse fast wöchentlich neu herausfinden. Eine Woche lang beißen sie fast ausschließlich auf „Karpfenfetzen“ um dann keine 4 Tage später diesen Köder ganz zu ignorieren. So kam es vor, dass wir innerhalb von 3 Wochen 4 mal unsere komplette Taktik umstellen mussten. Fischfetzen sind aber trotzdem die erste Wahl im Winter. Dabei spielt es keine Rolle, um welche Art von Köderfisch es sich hierbei handelte. Es ist eben etwas Kreativität an der Platzwahl und den Methoden gefragt, um im Winter erfolgreich am Ebro angeln zu können.
Ihr fragt euch nun sicherlich, welche Montage sich als die erfolgreichste erwiesen hat. Es hat sich bewährt den Köder im Winter knapp über Grund anzubieten. Dies haben wir entweder mit einer normalen Unterwasserposenmontage gemacht, oder eben mit einer Bojenmontage und so den Köder ca. 1 – 1.5m über Grund angeboten. Das Problem hierbei ist die teilweise extreme Strömung. So konnte es sein, dass wir unsere Montage auf 30m einstellen mussten, um kurz über Grund fischen zu können. Daher haben wir das Fischen mit der Unterwasserpose leicht bevorzugt. Der größte Vorteil im Winter aber sind nicht die großen Durchschnittsgrößen, die hat man auch im Herbst.
Nein, vielmehr sind es die, im Vergleich zum Sommer, wenigen Bootsfahrer welche es einem ermöglichen auch mal zu testen und Montagen dort zu fischen, wo dies im Sommer aufgrund der vielen Boote nicht möglich wäre.
Im Allgemeinen bleibt zu sagen, dass der Ebro im Winter durchaus seine Reize hat, aber man muss sich den Strapazen bewusst sein, da fast kein Camp über die kalte Jahreszeit auf hat oder eben nur im eingeschränkten Betrieb arbeitet. Teilweise wird es auch empfindlich kalt, so dass warme und wasserdichte Kleidung ein absolutes Muss ist. Aber die ganze Arbeit und das teilweise schlechte Wetter ist schnell vergessen, wenn sich der erste Erfolg am winterlichen Ebro einstellt und das Adrenalin durch unsere Adern gepumpt wird. Ich kann jedem – der sich den Strapazen bewusst ist – nur empfehlen es mal im Winter am Ebro zu versuchen. Das fischen auf Waller im Winter ist klasse und stellt eine ganz neue und besondere Erfahrung dar. Weiter sind auch die Zander sehr aktiv und lassen mit einer Durchschnittsgröße von ca. 75cm in teilweise großen Stückzahlen fangen.
Also nichts wie hin zum Ebro – um die winterlichen Erlebnisse zu genießen und heiße Drillabenteuer in der kalten spanischen Natur zu erleben.
Bericht von Maik Wurster – TEAM – FISH & nature
Kontakt: Maik Wurster mwurster@tec-on.de
http://www.siluroproject.de/