Catch & Release in Ungarn

„gar“ zu sein – Verheerendes Defizit an catch-release Denken in Ungarn 

Quicklebendige, frohe Fische sind ein Teil unserer wunderbaren Natur. Sie werden in Aquarien bewundert, man taucht in die Weltmeere, um ihre Pracht hautnah zu erleben. Und sie werden geangelt. So oder so. 99 Prozent der in Ungarn geangelten Fische landen im Kopftopf. Davon geriet ein Großteil unverzehrt in den Müll. Ohne dabei daran zu denken, wie sinnlos und dumm unser genetisch gegebener Jagdinstinkt beim Umgang mit Tieren in der Realität frei wird. Die schrecklichen Schlachtszenen, die Sie im Bildmaterial dieses Artikels betrachten können habe ich lange gehütet und für die Öffentlichkeit versperrt. Die seit Monaten von mir beobachteten Ereignisse an den Naturgewässern Ungans haben mich jedoch dazu bewegt, das Resultat dieses verachtenden Gedankenguts der „Krone der Schöpfung“ Ihnen zu zeigen. In erster Linie mit dem Ziel, Unterstützung von allen vernünftigen Menschen dazu zu bekommen, derartiges Irrsinn und Perversion aus den Köpfen solcher „Sportfischer“ zu jagen. Ein über 200 Pfund schwerer Wels wird zur Schau gestellt. Auf der Straße, mitten in einer nordungarischen Kleinstadt. Das Tier ist vollgefüllt mit Roggen. Tausende an Welsnachwuchs wird vernichtet wegen des ohnehin ungenießbar fetten Fleisches. Ein Tier, das im alltäglichen Kampf im Wasser diese Größe erreicht, müsste bei jedem gesunden Mensch Akzeptanz und Bewunderung erwecken. In den Jahren vom Brutfisch bis zu dieser Größe erlebte dieses Tier in seinem Element soviel Gefahren und Horrorszenen, wogegen unsere Welt mit zwei Weltkriegen, Atombomben, Terrorismus, ein Barbie-Haus ist. Nur hirn- und seelenlose Menschen kommen auf die Idee, solche Giganten nicht unverzüglich oder spätestens nach dem Fotografieren wieder frei zu lassen. Das frohe Ausschlachten beginnt. Die Szene erinnert mich an die in Osteuropa breit verbreiteten Schweineschlachtfeste, die allerdings schwäbischen Ursprungs sind. Um mit der rechtlichen Lage der Europäischen Union zu harmonisieren, wird in Ungarn das heimische Schlachten von Schweinen demnächst verboten. Von Fischen ist nicht die Rede. Um das Irrsinn einigermaßen zu verstehen, müssen wir die Sache von der finanziellen Seite aus sehen. In Ungarn kostet 1 Pfund Welsfleisch (Lebendgewicht) etwa 700 HUF (2,80 Euro) Dieses Exemplar brachte dem Fleischjäger über 280.000 HUF (1.120 Euro) ein. Ein Großteil der Arbeitnehmer verdient in Ungarn monatlich nicht mehr als 80.000 HUF (300 Euro). Neben den etwas rustikalen ungarischen Jagd- und Fischereisitten bildet diese Tatsache das größte Hindernis, um sich mit dem edlen Gedanke von catch-release identifizieren zu können bzw. zu wollen. Sauber geteilt. Die Roggen in Eimern, der Fisch filettiert. Brave Zuschauer beobachten die morbide Aktion mit alltäglicher Ruhe und Ignoranz. Sogar der Nachwuchs ist vertreten. No future für ungarische Fische. Im ungarischen Fischereigesetz ist fest verankert, dass man Fische aus dem Wasser für den eigenen Verzehr in vorgeschriebenen Mengen entnommen darf. Die Verwertung jeglicher Art ist strengst verboten. Die Ausrede, der Fisch hätte den Bestand des Privatsees gefährdet, billigt derartiges Killen nicht. Etwa 35 Kilometer von der Fangstelle fließt der Theiß. Keiner von den „Sportfreunden“ ist auf die Idee gekommen, den Fisch dorthin zu transportieren und einzusetzen. Die Trophäe. Erinnerung an den schönen Tag. Man kann sie immer wieder an der Wand anstarren, wenn im Fernseher gerade nichts Vernünftiges läuft. In der Zeit der 16 Megapixelkameras werden immer noch Köpfe abgehackt, um die eigene Macht über die Natur stolz zu demonstrieren und zu verewigen. In den meisten Fällen wird erst später nachgerechnet, wie teuer Fischpräparate eigentlich sind. In ländlichen Gegenden wird die „schöne Trophäe“ dann zum Hundefutter umfunktioniert. Alle müssen ran. Um in der Fischerszene den ersehnten Ruhm zu ernten, werden sämtliche Beteiligten mit dem Kopf fotografiert. Die Kleinen Jungs, die gerade mit dem Sportfischen beginnen, können dann Stolz auf Papa oder Onkel sein. Der Tatort. Der nordungarische See beherbergt zahlreiche Großwelse und auch kleinere. Letztere werden still gekillt. Die Größeren landen auch irgendwann auf der Straße, um ihren Zweck zu erfüllen – Fleisch und Trophäen um jeden Preis! Bericht von Karl Wekesser www.sonardoctor.com

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