Friedfischangeln: Zwischen zwei Welten

Marco Mariani hat ein weiteres Rotauge mit seinem stationär angebotenen Köder überlistet.

Extrem vorsichtig beißende Fische treiben Angler an den Rand der Verzweiflung. Es ist zum Haare raufen, wenn die Pose oder Rutenspitze zuckt, der Anhieb aber immer wieder ins Leere geht. Marco Mariani setzt in solchen Situationen auf eine Montage, die das Grund- und Posenangeln vereint. 

Es will einfach nicht laufen. Ich angle schon seit einer kleinen Ewigkeit an einem Kanal und habe noch keinen einzigen Biss auf meine Posenmontage bekommen. Und das trotz der unterschiedlichsten Posentragkräfte, Tiefeneinstellungen und Bebleiungsschemata. Auch dünnere Vorfächer und kleinere Haken ändern nichts an der Situation. Dabei habe ich an genau der gleichen Stelle vor einigen Tagen noch gut gefangen. Etwas geknickt lege ich schließlich meine Bologneserute beiseite und werfe als letzte Hoffnung meine Feederrute aus. Ganz kampflos will ich diesen Angelplatz schließlich nicht verlassen.

Zauberwort „Float-Ledgering“: Wenn die Fische extrem vorsichtig beißen und einen stationär angebotenen Köder bevorzugen, kombiniert Marco Mariani eine Posen- und Grundmontage.

Schon nach einigen Minuten passiert dann das, was ich fast nicht mehr erwartet hätte. Ein kaum sichtbares, kurzes Rucken geht durch die Rutenspitze. Voller Erwartung schlage ich an und … spüre leider keinen Widerstand. Ein Fisch hat vorsichtig gebissen, den Köder aber sofort wieder ausgespuckt. Innerhalb der nächsten halben Stunde wiederholt sich das Ganze noch mehrere Male. Auch hier bringt der Wechsel auf kleinere Haken und dünnere Vorfächer nicht den ersehnten Erfolg. Ratlosigkeit breitet sich bei mir aus.

Analysieren und verstehen

Wenn ich einmal nichts fange, versuche ich immer zu verstehen, warum dies so ist. Dabei analysiere ich die Situation und das Verhalten der Fische so genau wie möglich. Dass überhaupt Fische an der Angelstelle sind, ist sicher, denn ich bekomme mittlerweile einige Fehlbisse. Allerdings scheint heute ein wirklich schwieriger Angeltag zu sein. So viel ist auch sicher. Die Fische reagieren anscheinend nur auf statische Köder, die trotz der starken Strömung fest an einer Stelle bleiben und nicht abtreiben. Hinzu kommt, dass die Schuppenträger dabei derart vorsichtig beißen, dass sie bereits beim geringsten Widerstand Verdacht schöpfen und den Köder sofort wieder ausspucken. Nicht gerade die besten Voraussetzungen, um hier heute noch Fische zu fangen.

Die Pose wird unmittelbar unterhalb der Rutenspitze positioniert und in der Strömung gehalten.

Was kann ich nun also noch tun? Wenn ich eine Pose mit sehr hoher Tragkraft einsetzen würde, so könnte ich diese auch gegen die Strömungskraft stationär an einer Stelle halten und eventuell Bisse erhalten. Allerdings hätte ich durch die große Pose einen erhöhten Widerstand beim Biss. Die Folge wären erneut zahlreiche Fehlbisse. Diese Möglichkeit bringt mich also nicht weiter. Beim Grundangeln habe ich hingegen das Problem, dass ich wegen der starken Strömung keine schnelle und sensible Bissanzeige bekomme. Grund ist der Schnurbogen, der sich durch den Strömungsdruck zwischen Grundblei und Angelrute bildet. Mit den althergebrachten Methoden komme ich heute nicht weiter.

Nach kurzem Drill führt der Autor ein strammes Rotauge in den Kescher.

 

Vorzüge kombinieren

Die Lösung liegt in der Kombination zweier eigentlich vollkommen unterschiedlicher Angeltechniken. Beim  sogenannten „Float-Ledgering“ wird eine sensible Posenmontage mit einer statischen Grundmontage kombiniert. Man bedient sich hierbei sozusagen der Vorzüge zweier Angelwelten. Vom Prinzip her bedarf es dabei einer ganz normalen Laufbleimontage, über die dann noch eine Posenmontage angebracht wird. Wenn sich der Fisch den Köder einverleibt, wird der Zug an der Schnur durch das Grundblei umgeleitet und bringt die Pose an der Wasseroberfläche unverzüglich zum Abtauchen. Aufgrund der kürzeren Wege geschieht dies deutlich schneller als die Bissanzeige bei einer herkömmlichen Grundmontage. Hinzu kommt, dass man beim Float-Ledgering eine Pose mit sehr geringer Tragkraft einsetzen kann. Gerade bei stärkerer Strömung ist es nicht nötig, eine entsprechend großdimensionierte Pose einzusetzen, um den Köder zuverlässig in Grundnähe zu bringen. Die Sensibilität des Gesamtsystems kann hierdurch also nochmals deutlich gesteigert werden.

Marco Mariani hat ein weiteres Rotauge mit seinem stationär angebotenen Köder überlistet.

Wichtig ist es jedoch, dass die Angelstelle akribisch genau ausgelotet und die Tiefe an der Pose entsprechend präzise eingestellt wird. Ist zu wenig Tiefe eingestellt, bringt das schwere Grundblei die Pose sofort zum Absinken. Ist zu viel Tiefe eingestellt, entsteht wieder ein kleiner Schnurbogen zwischen Pose und Grundblei. Hierunter leidet die Gesamtsensibilität, da das System zu träge wird. Damit sich die Pose gegen den Strömungsdruck behaupten kann, muss die Schnur ständig leicht auf Spannung gehalten werden. Ansonsten würde die Pose trotz präzise eingestellter Tiefe abtauchen. Dies bringt es mit sich, dass die Rute zum Float-Ledgering in der Strömung nicht allzu kurz sein sollte. Man angelt relativ dicht unter der Rutenspitze. Eine klassische Grundrute ist für diesen Einsatz nicht besonders gut geeignet. Bewährt haben sich bei mir Bologneseruten mit einem relativ kräftigen Rückgrad, wie etwa die Corona Non Plus Ultra von der Firma Flotex. Je nach Gewässer sollten sie eine Länge zwischen 7 und 8 Metern haben. Die Ruten dürfen dabei jedoch über kein zu geringes Wurfgewicht verfügen, da sie das schwere Grundblei zusammen mit der Posenmontage ins Wasser befördern müssen.

Pose unter der Rutenspitze

Da das Float-Ledgering hauptsächlich beim Angeln auf sehr vorsichtig beißende Fische eingesetzt wird, ist es wichtig, dass die Posenmontage zunächst präzise bis zur Antenne austariert wird. Das Grundblei wird erst angebracht, wenn die eigentliche Posenmontage fertig ist. Bei der Montage des Grundbleis verzichte ich absichtlich auf einen Anti-Tangle-Boom. Durch die erhöhte Kontaktfläche des Kunststoffröhrchens mit der Hauptschnur, entsteht an einem Anti-Tangle-Boom nämlich immer eine gewisse Reibung. Diese erhöht ihrerseits wiederum nur unnötig den Gesamtwiderstand der Montage beim Biss. Für ein Maximum an Sensibilität lasse ich deshalb die Hauptschnur lieber direkt durch die Öse des Grundbleis gleiten. Probleme mit Verhedderungen entstehen hierbei trotz des fehlenden Anti-Tangle-Booms kaum, da man immer relativ nahe unter der Rutenspitze angelt und somit keine weiten Würfe machen muss. Für Rotaugen verwende ich eine – für diesen Einsatz – relativ starke Hauptschnur. Beim Drill muss sie schließlich nicht nur der Kampfkraft der gehakten Fische standhalten, sondern zusätzlich auch eventuelle Gegenschwingungen des Grundbleis aushalten. Außerdem ist eine etwas dickere Hauptschnur auch abriebfester, was beim Umlenken der Schnur durch das Grundblei von Vorteil ist. Meistens verwende ich ein 0,20 Millimeter starkes Monofil, das ich mit einem 0,12-Millimeter-Vorfach kombiniere. Wenn an der Angelstelle auch mit kapitalen Brassen oder Barben zu rechnen ist, sollten Sie abwägen, ob Sie die sicherere Variante wählen und auf das dickere Vorfach setzen. Allerdings können gerade unter schwierigen Bedingungen die Bisse mit einem 0,14-Millimeter-Vorfach bereits wieder weniger werden. Um Verdrallungen durch die Strömung zu verhindern, bringe ich zwischen Hauptschnur und Vorfach gerne noch einen Wirbel an, der dann gleichzeitig auch als Stopper für das Laufblei fungiert. Zum Schutz von Knoten und Schrotbleien kommen zusätzlich noch zwei Gummiperlen oberhalb und unterhalb des Laufbleis hinzu. Das Vorfach sollte beim Float-Ledgering nicht zu lang sein, so dass die Bisse zuverlässig und vor allem unverzüglich an der Pose angezeigt werden. Meine Vorfächer sind meist zwischen 30 und 35 Zentimeter lang. Dazu verwende ich gerne kurzschenkelige Hakenmodelle der Größe 14 und 16. Ein kurzer Schenkel hat den Vorteil, dass der Fisch den Haken beim Biss später bemerkt und so etwas länger im Maul behält.  


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