Praxis Posenangeln: Die richtige Pose für sanfte Strömung

Stickposen-Modelle bietet der Markt in Hülle und Fülle. André Pawlitzki zeigt nur eine kleine Auswahl.

Stick-Posen gehören zum Arsenal jedes ambitionierten Posen­anglers. Ursprünglich stammen diese schlanken Modelle aus England. Sie werden verwendet, um lange Strecken in gleichmäßig fließenden Bächen und Flüssen abzuangeln. Von André Pawlitzki.

Mit Stick-Posen zum Erfolg

Langsam treibt die Pose stromab vor mir im Wasser. Nur ihre Spitze ist zu sehen, ein kleiner roter Punkt in dem dunklen Nass. Die Strömung zerrt ungeduldig an der Schnur. Ich bremse die Pose mit dem Finger an der Rollenspule ab.

Stickposen-Modelle bietet der Markt in Hülle und Fülle. André Pawlitzki zeigt nur eine kleine Auswahl.

Der Körper der Stick-Pose hebt sich aus dem Wasser. Sofort gebe ich wieder Schnur frei. Ein kurzes Dippen verrät mir, dass irgendetwas Interesse an meinem Köder gezeigt hat. Bevor ich überhaupt realisiere, dass ich einen Biss habe, lasse ich die Rute fast unbewusst nach oben schnellen. Die Spitze krümmt sich, der Fisch hängt. Die Schnur ist gespannt. Ich fühle die Schläge eines größeren Gegners in der feinen 0,18er Schnur. Jetzt nur nicht hektisch werden, damit das 0,12er Vorfach nicht reißt. Vorsichtig drille ich den Fisch gegen die Strömung heran. Kurz darauf führe ich einen dicken Aland über den Kescher – ein erster Fang an der Stick-Posen-Montage.

Verschiedene Formen

Stick-Posen sehen eigentlich recht unscheinbar aus – eine feine rote Spitze am Ende eines schlanken Stäbchens. Einige Modelle haben einen Metall- oder Glasfaserkiel. Diese Posen stehen extrem stabil im Wasser und kommen auch bei unruhigerem Wasser zum Einsatz. Stick-Posen mit Plastik- oder Balsaholzkiel sind dagegen besonders geeignet, um gleichmäßig fließende, tiefe Rauschen abzuangeln. Befestigt werden die Posen mit zwei Silikongummis auf der Hauptschnur. Ein größeres sitzt unterhalb der Posenspitze, das kleinere auf dem Kiel.

Am besten befestigt man die Stick-Pose mit drei kleinen Silikonringen auf der Hauptschnur. So hat man immer Ersatz, wenn ein Ring doch einmal reißen sollte, und braucht nicht gleich neu zu montieren.

Auf diese Weise kann man die Posen auch sehr schnell austauschen bzw. von einem kleineren Modell auf ein größeres wechseln oder umgekehrt. Englische Profiangler montieren die Stick-Posen sogar mit drei Silikongummis. So haben sie immer eines in Ersatz, wenn ein Gummi doch einmal porös werden und reißen sollte.

Köder am Grund halten

Wann kommen Sticks zum Einsatz? Wenn man sich einen Fluss ansieht, bemerkt man, dass das Wasser in der Flussmitte, wo es am tiefsten ist, auch am schnellsten fließt. Näher am Ufer nimmt sie ab und bildet Rückströmungen an Hindernissen und Landzungen. Hier im ruhigeren Wasser warten die Fische auf Nahrung, die die Strömung ihnen zuträgt. Eine ähnliche Situation finden wir auch in der Flussmitte. Dort wird durch den Gewässerboden die Strömung wie am Ufer gebrochen. Oftmals fließt das Wasser in Grundnähe langsamer als an der Oberfläche. In kleinen Bodenmulden, zum Beispiel hinter Steinen, stehen gleich mehrere Fische und warten auf vorbei treibende Nahrung.

Die Art der Bebleiung beeinflusst den Lauf des Köders. Man kann die Schrote konzentrieren. Wenn man sie auf der Schnur verteilt, gleitet der Köder ruhiger in die Tiefe, eine Spur langsamer und treibt der Pose ein wenig mehr voraus.

Allerdings wird ein Köder, der nicht mit der gleichen Geschwindigkeit wie die natürliche Nahrung driftet, verschmäht. Wir  müssen also dafür sorgen, dass unser Köder nicht zu stark treibt. Doch die Oberflächenströmung zieht unsere Pose weit schneller als die Unterströmung. Viele Angler machen den Fehler, die Montage im Stop-and-Go-Rhythmus zu führen. Das führt häufig zu Schneidertagen, weil beim Anhalten der Pose der Haken samt Köder aus dem ruhigeren Wasser am Grund in die höhere Zone mit stärkerer Strömung gespült wird – und so über die Fische hinwegdriftet.

Einfach schleifen lassen

Damit der Köder vom Blei in der fischträchtigen Zone gehalten wird, stelle ich die Stick-Pose übertief ein, nehme bewusst einen Schnurbogen zwischen Bebleiung und Pose in Kauf und lasse den Köder nachschleifen. Natürlich funktioniert dies nur bei hindernis­freiem Grund. _ Ob man zu tief gestellt hat, wird man schnell feststellen, zum Beispiel daran, dass der Haken Blätter oder kleine Äste vom Grund aufsammelt oder die Pose immer wieder dippt und vielleicht sogar unter der Oberfläche entlang trudelt. Dann müssen wir sie solange flacher stellen, bis sie glatt ihre Bahn durch das Wasser zieht.

Meter machen

Das Anfüttern beim Angeln mit Stick-Posen verläuft nach dem Motto „mäßig, aber regelmäßig“. In nicht allzu starker Strömung werfe ich bei jeder Drift etwa 10 Maden ein, im harten Strom füttere ich erst ein paar apfelsinengroße Futterbälle mit einer satten Madenfüllung und lege dann alle 10 Minuten einen Ball nach. Bisse kommen meist schon nach fünf bis zehn Minuten. Bleiben sie aus, müssen wir den Abstand zwischen Pose und Haken solange verändern, bis der erste Fisch beißt. Danach beginnt erst das eigentliche Angeln. Der ständige Futterstrom bringt die Fische dazu, sich entlang der Strömungskante aufzustellen und die Maden abzufangen. Dabei verlieren die Fische ihre Scheu und folgen dem Madenregen flussauf bis auf Höhe des Anglers.

Das große Rotauge biss auf zwei Maden an der Stickposen-Montage.

Hat man einige Fische aus einem Rotaugenschwarm ge­fangen und sie heran­ge­drillt, lassen sich die Artgenossen durch die Unruhe flussabwärts zurückfallen. Nun heißt es, die Pose bei der nächsten Drift noch ein Stück weiter stromab treiben zu lassen, bis erneut Fische beißen, oder Sie die feine Posenspitze nicht mehr sehen können. 30 bis 40 Meter sind beim sogenannten „Longtrotting“ nicht ungewöhnlich. Mit zunehmender Distanz zwischen Angler und den Fischen sollte eine längere Rute verwendet werden. Nur mit einer 4,20 bis 4,50 Meter langen Matchrute lässt sich wegen des längeren Hebels der Anhieb auf große Entfernung sicher setzen. Experten füttern gleich zwei unterschiedliche Stellen an. So kann man schnell zum zweiten Platz wechseln, wenn die Fische am ersten nicht mehr in Beißlaune sind.

Im Sommer abstoppen

Wenn in den Sommermonaten der Stoffwechsel der Fische seinen Höhepunkt erreicht hat, diese aber schlecht beißen, kann man mit der Stop-and-Go-­Methode manchmal doch noch den einen oder anderen Fisch verführen. Die Pose wird angehalten, indem man den Finger an die Schnurspule legt und so den Ablauf stoppt. Die Pose kommt dann aus dem Wasser, während der Haken verführerisch vom Grund auftreibt. Ist er mit Made oder Weizen beködert, sind fette Rotaugen die Beute, hängt ein Wurm am Haken, lassen sich vor allem Barsche betören. Eine Centrepin-Rolle eignet sich am besten, um mit der Stick-Pose zu angeln, weil die Strömung alleine ausreicht, um Schnur von der extrem leichtgängigen Rolle zu ziehen. Solche Rollen sind aber sündhaft teuer. Deshalb reicht auch eine kleine bis mittelgroße Stationärrolle oder eine Kapselrolle wie die Abu 706. Ihre Spulen sollten aber bis zum Rand gefüllt sein. Idealerweise sollte die Schnur beim Angeln mit der Stick-Pose schwimmen, damit immer direkter Kontakt zwischen Posen- und Rutenspitze besteht. Ich rate davon ab, die Schnur mit Vaseline zu fetten. Eine gefettete Schnur ist für diese Angelmethode ungeeignet, weil sie nicht mehr geschmeidig durch die Rutenringe gleitet. So kann der Köder nicht natürlich abtreiben, und man wird vergeblich auf einen Biss warten.

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