Angel-Praxis: Kunstköder vs. Blechköder

Christopher Görg setzt bevorzugt auf moderne Wobbler - wie man sieht mit Erfolg.

Fangen neue Kunstköder wirklich so viel besser als alte Metallköder? Diese Frage stellen sich alle Raubfischangler immer wieder. Auch unser Autor Christopher Görg hat sich die Frage gestellt und mit seinen Angelfreunden eine Antwort ermittelt.

In den letzten Monaten und Jahren hat sich viel im Kunstködersektor getan. In den Angelläden sind immer mehr Hightech-Hardbaits aus Übersee zu finden. Die modernen Wobbler verdrängen zunehmend die Metallköder wie Blinker und Spinner aus den Regalen.

Christopher Görg setzt bevorzugt auf moderne Wobbler – wie man sieht mit Erfolg.

Mein Großvater hat zu seinen Zeiten aber noch hervorragend Barsche und Hechte mit Spinnern gefangen. Auch mein Vater ist ein erfolgreicher Metallangler. Und selber habe ich noch im zarten Alter von zehn Jahren mit einem Effzett-Blinker mehrere Hechte bis 110 Zentimeter gefangen. Sollte das heute etwa nicht mehr möglich sein. Geht das jetzt nur noch mit teuren Plastikködern?

Blinker & Co.

Mit Metallködern wurden in den vergangenen Jahrzehnten viele und auch große Fische gefangen. Und immer noch werden mit Blinker & Co regelmäßig  gute Raubfische überlistet. Ein großer Vorteil dieser Köder ist der Anschaffungspreis. Einen guten Blinker kann man schon für drei Euro im Fachhandel erwerben. Und es gibt sie praktisch überall, wo Angelgeräte verkauft werden. Aufgrund ihres Gewichtes lassen sie sich sehr gut werfen. Durch seinen erschwinglichen Preis tut auch ein Abriss des Köders nicht so sehr weh. Metallköder sind außerdem robust. Wenn ein Blinker z.B. gegen einen Brückenpfeiler fliegt, besteht keine Gefahr, dass er danach unbrauchbar ist. Ein Nachteil dieser Köder besteht allerdings darin, dass sie nicht allzu variabel einsetzbar sind. Gerade Spinner müssen monoton eingekurbelt werden, um für den Fisch eine Beute darzustellen. Aber auch bei einem Blinker scheint es mir die erfolgreichste Methode zu sein. Aus diesem Grund weiß der Blechangler nie ganz genau, in welcher Tiefe er seinen Köder präsentiert. Deshalb ist ein genaues Angeln, wenn nicht gerade direkt unter der Wasseroberfläche geangelt wird, nicht möglich. Die Farbauswahl der Blechköder ist meistens sehr begrenzt. Man kann also nicht gezielt bestimmte Farben einsetzen. Dabei entscheidet die richtige Farbe nicht selten darüber, ob man einen Fang- oder Schneidertage erlebt. Durch das stupide Einholen des Köders ist das Angeln mit Metall ziemlich eintönig und kann auf Dauer sogar langweilig werden.

Harter Kunststoff

In letzter Zeit sind die sogenannten Hardbaits aus Übersee in Deutschland immer beliebter geworden. Die Wobbler gibt es in vielen unterschiedlichen Farben, Formen und Größen. Genau das ist auch ein großer Vorteil dieser Köder, denn so gibt es für fast jede Situation das passende Modell. Ob auf der Wasseroberfläche oder unter Wasser, Hardbaits kann man überall einsetzen. Je nach Modell können die japanischen Wunderköder sogar tiefer als sechs Meter tauchen.

Beim Barschangeln kann Christopher den richtige Wobbler für die Standorttiefe der Fische auswählen.

Wenn ich auf dem Echolot auf drei Meter einen Fischschwarm sehe, kann ich einen Köder auswählen der auch in dieser Tiefe läuft. So bin ich mir sicher, dass mein Köder auch in der „heißen Zone“ patrouilliert. Des Weiteren gibt es Modelle, die schwimmend, sinkend und sogar schwebend sind. Dadurch sind sie sehr variabel zu führen. Ein schwebendes Modell ermöglicht mir,  fischverdächtige Stellen intensiver abzusuchen, da ich meinen Köder immer wieder anhalten und sogar auf der Stelle tanzen lassen kann. So sieht der Köder wie ein kränkelnder Fisch aus. Moderne Wobbler gibt es so gut wie in allen Größen und Farben. Daher kann ich sämtliche heimische Räuber mit ihnen beangeln. Vom Aland bis zum Zander. Durch das Innenleben der modernen Hardbaits lassen sie sich trotz geringem Gewicht erstaunlich weit werfen. Es gibt sogar echte Weitwurfwunder wie den Lucky Craft Sammy. Nachteil der Japanware ist der vergleichsweise hohe Anschaffungspreis. In der Regel geht es ab 15 Euro aufwärts los. Außerdem reicht es bei weitem nicht aus, sich nur einen Köder zuzulegen. Man braucht meist mehrere Modelle, um alle Gewässergegebenheiten abzudecken. Dann kommen noch verschiedene Farben dazu. Auch wenn die Köder super stabil gebaut sind und jedem Hechtzahn standhalten, kann ein ungünstiger Wurf gegen eine Betonwand das Aus für den Köder bedeuten. Das ist bei dem hohen Anschaffungspreis extrem ärgerlich und kann einem schon mal den Spaß beim Angeln vermiesen. Ein Abriss eines Hardbait ist somit immer wieder ein trauriges Ereignis. Auch wenn diese Köder bei uns immer populärer werden, gibt es sie längst nicht in jedem Angelladen. Nach einem Abriss des Erfolgswobblers gibt es also nicht immer sofort Ersatz.

Metall und Plastik im Test

Um die Wirksamkeit eines Köders zu ermitteln, hilft nur der Praxistest. Deshalb treffe ich mich mit meinem Kumpel Ralf, einem überzeugten und erfolgreichen Blechangler. Das Gewässer ist ein kleiner, etwa drei Hektar großer See mit bis zu vier Meter Wassertiefe. Geangelt wird vom Boot. Ralf wirft fleißig seinen alten Spinner im Forellendekor aus. Ich dagegen angle mit meinen Japan-Wobblern, um genau zu sein mit einem Lucky Craft Pointer. Dies ist wohl einer der besten Twitchbaits, der sich durch seine gute Wurf- und Laufeigenschaft auszeichnet. Der Pointer ist ein schwebendes Model.

Moderne Wobbler sehen aus wie echte Fische

Doch nach einigen Minuten ist es Ralf, der einen Fisch drillte. Ein 60 Zentimeter langer Hecht hat sich seinen Spinner im ein Meter tiefen Wasser geschnappt. 1_:_0 für den alten Köder. Kurz darauf gibt es auch in meiner Rute einen Ruck. Leider kann der Hecht sich kurz vor der Landung abschütteln. Wir haben ihn auf etwa 75 Zentimeter geschätzt. Nach zwei Stunden steht es 4_:_2 für den Pointer. Auch der größte Hecht des Tages hat sich den Köder made in Japan geschnappt.

Metallköder setzen mehr auf den Effekt.

Einen weiteren Versuch starte ich mit meinem Kumpel Max. Diesmal soll es auf Barsch gehen. Das Gewässer ist ein großer Natursee. Ich fische wieder mit meinen Hardbaits und Max mit Blech. Das Ergebnis spricht mit 10_:_3 ganz klar für die modernen Plastikköder. Max hatte das Problem, dass die Barsche in ca. zwei Meter Wassertiefe standen, also in der oberen Gewässerschicht. Das Wasser war jedoch an dieser Stelle 14 Meter tief. Ich konnte meinen Köder so auswählen, dass ich ihn direkt in diesem Tiefenbereich anbieten konnte. Max hatte mit seinem Spinner so seine Probleme. Nie wusste er genau, in welcher Tiefe er den Köder präsentierte. Auch konnte er die von ihm gewählten Köder nicht so flexibel präsentieren wie ich meine. Denn die meisten Barsche bissen in der Ruhepause des Köders, also wenn ich den Köder angehalten habe und er einfach auf der Stelle stehen geblieben ist. Mit einem Blechköder ist das natürlich nicht möglich.

Sieg mit Einschränkung

Die beiden Testangeltage brachten klare Ergebnisse zugunsten der Wobbler. Ich will aber auch nicht verschweigen, dass ich einen Angeltag erlebt habe, an dem ein älterer Herr im Nachbarboot mit einem Spinner einen kapitalen Barsch von geschätzten 45 Zentimeter fangen konnte, während mein Kumpel und ich an diesem Tag nichts dergleichen vorweisen konnten. Auch Metallköder haben natürlich nach wie vor ihre Berechtigung. Spinnerbaits sind ideal für verkrautete Gewässern, in denen Wobbler schnell versagen. Meerforellenangler werden den Blinker nicht mehr missen wollen, weil sie damit weit werfen und ermüdungsfrei angeln können. Auch die Welsangler schätzen einen großen Blinker. Denn er erzeugt unter Wasser viel Druck und ist somit für den Wels leicht zu orten. Also, Blechköder haben natürlich immer noch ihre Daseinsberechtigung. Doch im Großen und Ganzen bin ich der Meinung, dass ein moderner Hardbait-Angler auf Dauer mehr Erfolg haben wird als ein Angler, der nur auf Blechköder setzt. Aber am besten macht sich jeder selbst ein Bild von den modernen Kunstködern. Von Christopher Görg

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