Große Köder gleich große Hechte?

Der Köder muss nur groß genug sein, dann klappt´s auch mit den kapitalen Hechten! So oder ähnlich mögen die Überlegungen mancher Petrijünger aussehen, bevor sie mit Verführern der XXL-Klasse dem Fisch des Lebens… 

…nachstellen. Gelingt der große Wurf damit dann auch nicht, sind die Faktoren für den Misserfolg schnell gefunden: das Wetter, der Wasserstand, der hohe Angeldruck…… Nicht zuletzt die Schilderungen aus den Angelzeitschriften, wonach der schon sicher geglaubte 8-Pfünder von einem besonders großen Vertreter seiner Spezies wieder in die Tiefe gerissen wurde und solche über den Riesenhecht, mit der Rekordbrasse im Rachen, bestärken in der Wahl des Großköders. Oder doch nicht? Da gab es ja auch noch den verwirrten Esox, der beim Stippen das Madenbündel attackierte und den Hitparadenfisch, der erst nach drei Stunden Drill am Forellengeschirr endlich im Kescher lag. Alles Umstände, die wohl eher für die Kleinködertheorie sprechen. Besonders verdutzte Gesichter gibt es schließlich, wenn am 30 cm Wobbler plötzlich der 40 cm große Hecht hängt. Augenblicke, in denen man im Fangbuch notieren möchte: „Was mache ich hier eigentlich?“ Zwangsläufig ergeben sich Fragen, die das Anglerleben nicht gerade leichter machen: Fangen große Köder tatsächlich größere Hechte? Lassen sich die Kapitalen überhaupt gezielt befischen? Oder liegt alles nur in Petrus Händen? Bevor wir dabei ins Detail gehen, gilt es noch einen Begriff zu definieren. Ab wann gilt ein Köder überhaupt als „Groß“? Wer einmal in das Maul eines Großhechtes geschaut hat, wird zukünftig völlig andere Maßstäbe anlegen als derjenige Petrijünger, der dieses Vergnügen noch nicht hatte. In solchen Momenten wird mit allergrößter Wahrscheinlichkeit die Erkenntnis geboren, dass auch nicht ein einziges Modell aus der eigenen Köderbox als „überdimensioniert“ aussortiert werden muss. Alle mir bekannten handelsüblichen Verführer verschwinden ohne nennenswerte Probleme in diesen sprichwörtlichen „Scheunentoren“. Ich erinnere mich noch gut daran wie die ersten Castaic Forellen mit einer Länge von schlappen 9 inch, also ca. 23 cm, auf den deutschen Markt kamen. Nicht nur einmal habe ich die Bemerkung gehört: „Mit so was kann man doch nicht angeln!“ Zwischenzeitlich gehen unzählige Kapitale auf das Konto dieses Wobblers und die Anzahl der Angler, die Ködern in dieser Größenordnung vertrauen, hat deutlich zugenommen. Immer häufiger erfahren wir, dass ein Mega-Spinnerbait, der Riesentwister oder ein 23 cm Gummifisch die richtige Wahl waren und die Hersteller von Großwobblern wie z. B. Musky Mania, Mann´s, Turros Ukko, oder Nil Master freuen sich regelmäßig über die Fangmeldungen von Rekordfischen. Alles in allem geht es wohl eher darum, den Glauben der Angler in Großköder zu bestärken, als sich ernsthaft den Kopf über das Fressvermögen der Hechte zu zerbrechen. Sicherlich ist auch das Volumen insgesamt zu berücksichtigen. Ein 15 cm großes Spinnerbait oder ein dickbauchiger Jerkbait erzeugen unzweifelhaft einen anderen optischen Eindruck als ein gleichlanger schlanker Wobbler bzw. Gummifisch. Um dennoch nicht allzu weit von der durchschnittlichen Meinung abzuweichen, können wir uns darauf einigen, Köder ab 15 cm aufwärts als „Groß“ zu bezeichnen. Betrachte ich vor diesem Hintergrund die Einträge in meinem Fangbuch aus den vergangenen Jahren, dann ergeben sich folgende Kernaussagen: Mehr als 87% aller Hechte über 90 cm habe ich auf unterschiedliche Kunstköder mit einer Länge von 15 cm aufwärts gefangen. Knapp die Hälfte dieser Fische auf Beuteimitate, die größer als 20 cm waren. Die restlichen 13 % der Entenschnäbel fielen auf Verführer herein, die kleiner als 15 cm waren. Beim Dauereinsatz von größeren Ködern fange ich deutlich weniger, dafür aber größere Fische. Nicht selten gehen damit Schneidertage einher, aber regelmäßig gibt es auch Grund zur Freude über eine „wirklich dicke Dame“. Auf den Punkt gebracht bedeutet der Einsatz von Großködern, Qualität statt Quantität. Wobei dies nicht heißen soll, dass auf die großen Modelle nicht immer wieder auch Jungspunte hereinfallen. Genügend Fakten die für den Einsatz von größeren Ködern sprechen. Doch offen gestanden spiegeln diese Sätze nur die halbe Wahrheit wieder und auf den zweiten Blick werden weitere wichtige Zusammenhänge erkennbar. Die Schuppenträger, die den kleineren Ködern nachjagten, gingen nahezu ausnahmslos im zeitigen Frühjahr bzw. im Sommer an den Haken. Tatsächlich waren es genau 4 „gute Fische“, die im Herbst (3) bzw. im Winter (1) dem eigentlich für Barsche bestimmten Köder nicht widerstehen konnten. In der wärmeren Jahreszeit sind auch die größeren Vertreter der Gattung Esox Lucius regelmäßig mit kleineren Modellen zu überlisten. Doch auch die XL-Varianten fangen. Das Verhältnis ist unter dem Strich so ausgewogen, dass ich nicht zum ausschließlichen Einsatz der einen oder anderen Ausführung raten kann. Die Erkenntnis daraus: Es genügt nicht, ein XXL – Modell an das Vorfach zu hängen, um ein Esox-Schwergewicht zu fangen. Weitere Kriterien sind fangentscheidend und exakter formuliert muss die eingangs gestellte Frage lauten: Wann lassen sich mit größeren Ködern regelmäßig die größeren Fische fangen? Die Antwort ergibt sich, wenn wir den jahreszeitlichen Fresszyklus der Hechte betrachten. Zum Ende der Laichzeit haben sich die Räuber im Flachwasser versammelt. Bei angenehmen Temperaturen, guten Sauerstoffverhältnissen und einem reich gedeckten Tisch erholen sich hier auch die ganz Großen von den Strapazen der Fortpflanzung. Es gilt schnell wieder zu Kräften zu kommen und da darf der Happen auch schon mal etwas deftiger ausfallen. Immer wieder kommt es dabei zu wahren Fressorgien und Ausnahmefänge sind möglich. Jetzt fangen große Köder, doch auch die Mini-Verführer räumen ab. Nach meinen Erfahrungen verschwindet nahezu alles was fressbar ist im Hechtmaul. Große Köder stellen unter diesen Vorrausetzungen nicht zwangsläufig den entscheidenden Vorteil dar und ich wage zu bezweifeln, dass darauf gehakte Fische nicht auch auf ein deutlich kleineres Model hereingefallen wären. Mit dem gezielten Anwerfen von erkannten Hot Spots habe ich jetzt mehr Erfolg als beim Schleppfischen. Und das funktioniert mit den Leichtgewichten bekanntermaßen einfacher als mit den Großkalibern. Mit dem Heranwachsen der Fischbrut haben sich auch die Kapitalen auf die leicht zu erbeutenden Jungfische eingestellt. Stelle ich das fest, sind meine Köder nur selten länger als 15 cm. Andererseits haben wir dem Umstand Rechnung zu tragen, dass die Räuber bei deutlich ansteigenden Temperaturen ihren Standort verlagern. Auf großen Gewässern finden wir Meister Esox nun im Gefolge der Futterfischschwärme, sprich im Freiwasser. Dann bringt Schleppfischen gute Erfolge. Mit entsprechend großen Ködern ist dabei schon eine Vorauswahl möglich. Gleichwohl werden regelmäßig kleinere Vertreter an dem Köder hängen, der eigentlich für die Oma bestimmt war. Vom Spätherbst an bleiben bei mir alle Köder unter 15 cm im Koffer. Jetzt gilt es die Polster für den anstehenden Winter zu schaffen. Im Winter selber läuft der Energiehaushalt der Räuber auf Sparflamme. Jeder Angriff sollte ein Treffer sein, denn es gilt die Kräfte einzuteilen. Unter diesen Voraussetzungen gehören echte Mahlzeiten auf den Tisch. Jetzt sind die Zeiten gekommen, in denen der konsequente Einsatz von Großködern unbestreitbare Vorteile erbringt. Mit überraschender Regelmäßigkeit können wir nun die Kapitalen aus der Reserve locken. Voraussetzung allerdings ist, dass das Angebot stimmt. Fast schon verächtlich werden Miniköder von den größeren Fischen links liegengelassen. Sie passen halt nicht mehr ins Beuteschema. Wer jetzt auf XXL setzt, hat beste Chancen den Hauptgewinn zu ziehen. Ich erhebe nicht den Anspruch hier eine wissenschaftliche Betrachtung vorgelegt zu haben, weise jedoch daraufhin, dass in den Darstellungen die Erfahrungen aus über 25 Jahren Spinnfischen berücksichtigt sind Der kontinuierliche Fang von Großfischen wird immer von dem notwendigen Quäntchen Glück abhängen. Nur ist jeder seines Glückes Schmied und bei mir ist der periodische Erfolg mit dem wachsenden Vertrauen in größere Köder einhergegangen. Gerade zu Beginn meiner Spinnfischeraktivitäten habe ich auf einen weiten Bogen um allzu große Modelle gemacht. Mittlerweile würde ich eher die kleinen als die großen Verführer abgeben. Insgesamt bin ich der Überzeugung, dass sich Großhechte mit entsprechenden Ködern gezielt befischen lassen. Im zeitigen Frühjahr und in den Sommermonaten benötigen wir dazu mehr Glück als später im Jahr. Der konsequente Einsatz von XL-Versionen im Herbst und im Winter erhöht die Chancen auf den Fisch des Lebens ganz erheblich. Dabei gibt es mit Sicherheit weniger Fischkontakte. Wenn es dann aber an der Rute ruckt sind die Chancen, dass ein zweistelliges Exemplar am Haken hängt sehr gut. Sind wir bereit auf den einen oder anderen Kick zu verzichten, dann können wir mit größeren Ködern schon eine gute Vorauswahl treffen. Oft fällt es schwer die großen Lümmel unbeirrt durchs Wasser ziehen. Doch bleiben Sie auch dann am Ball. Es lohnt sich!

Extratipp:

Treten sie gegen die Hecht-Omas an, dann seien sie versichert, dass diese in ihrem langen Leben schon einiges an Ködern gesehen haben. Das macht natürlich misstrauisch. Weichen sie daher auf Modelle aus, die nicht jeder benutzt. Auch wenn diese ein paar Euro mehr kosten. Bringen Sie Ausdauer mit und schmeißen Sie die Flinte nicht gleich ins Korn. Der Fang von Großfischen gelingt nun mal nicht jeden Tag. Niemandem! Bericht von Jürgen Haese


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