Mit Jerkbaits kann man nur im Frühjahr und in flachen Gewässern Hechte, Zander und Barsche fangen? Großer Irrtum, sagt David Hagemeister. Hier bekommen Sie die besten Tricks, um mit Jerkbaits auch in größeren Tiefen richtig abzuräumen!
Nur selten treffe ich am Wasser Angler, die den Raubfischen mit Jerkbaits nachstellen. Zum einen mag das an ihrem recht hohen Preis liegen, zum anderen aber sicherlich auch am Irrglauben, dass man mit Jerks nur im Frühjahr erfolgreich angelt oder aber im restlichen Jahresverlauf lediglich flache Gewässerbereiche bis zu 3 Meter Wassertiefe befischt. Doch damit sind ihre Einsatzmöglichkeiten noch lange nicht erschöpft.

Jerkbaits fangen nicht nur in flachen Gewässerbereichen. Autor David Hagemeister bringt sie mit kleinen Bleiringen in die Tiefe.
Auch ich musste zunächst umdenken. Die Initialzündung hierfür bekam ich im September vor zwei Jahren auf einer Guidingtour an der Müritz. An einem trüben, regnerischen Tag mit viel Wellengang befischten wir die Unterwasserberge und Plateaus. Die Hechte hielten sich an den abfallenden Kanten zwischen 5 und 8 Meter Wassertiefe auf. Mit mittelgroßen Gummifischen hatten wir bereits einige gute Hechte bis 90 Zentimeter gefangen. Ein Gast jedoch angelte ausschließlich mit selbstgebauten Jerks und weigerte sich strikt, Gummifische zu verwenden – selbst als wir bereits die ersten Hechte im Boot hatten und er noch keinen Biss verzeichnen konnte. Mit der Aussage: „Ihr werdet schon sehen …“, angelte er konzentriert und beharrlich weiter.
Um seine langsam sinkenden Köder ebenfalls in der fängigen Tiefe anzubieten, half er sich mit einem raffinierten Trick. Er bestückte die Bauch- und Schwanzdrillinge seiner Jerkbaits mit kleinen Bleistreifen, die er in die Sprengringe klemmte. So machte er aus seinen Jerks zügig sinkende Köder und überlistete an diesem Tag sogar die zwei größten Hechte unserer Angeltour.
Dieser Tag blieb mir in guter Erinnerung. Ich habe diese Methode übernommen und wende sie ebenfalls sehr erfolgreich an. Vor allem im Sommer – wenn die Hechte mal wieder zickig und wählerisch sind – konnte ich damit so manchen Angeltag retten.
Leider lassen sich für das Angeln mit Jerkbaits in tieferen Wasserschichten nicht alle Modelle verwenden. Lediglich sinkende Jerks kommen zum Einsatz. Schwimmende Modelle benötigen zu viel Bleibeschwerung, um auf schnelle Tauchstation zu gehen. Sie würden dann nicht mehr aufreizend genug spielen. Langsam sinkende Jerks zwischen 8 und 16 Zentimeter Länge eignen sich hingegen bestens, um sie mit schmalen Bleistreifen zu versehen und schnell sinken zu lassen.
Einige Kunstköderhersteller haben bereits recht schnell sinkende Modelle für Wassertiefen bis 3,5 Meter auf den Markt gebracht. Diese verwende ich ebenfalls gerne, da sie nur wenig Blei benötigen, um sich tiefer führen zu lassen. Zwei dieser Modelle haben sich dank ihrer Farbvielfalt und ihres Laufverhaltens als besonders fängig erwiesen. Es sind der zweiteilige 65 Gramm schwere Freddy (Fast Sinking) von Illex und der 60 Gramm schwere Hitcher Sinking von Fox. Beide Köder benötigen ungefähr 15 Gramm an Zusatzbeschwerung, um sie effektiv zwischen 4 und 6 Meter Wassertiefe führen zu können.
Gleichmäßig beschweren
Andere Jerkbaits von unterschiedlichen Herstellern wie z. B. Pike Time oder Savage Gear, die ich ebenfalls verwende, benötigen etwas mehr Bebleiung, um in tiefere Wasserschichten vorzudringen. Bei diesen Jerks dürfen es dann je nach verwendeter Ködergröße schon gerne mal bis zu 25 Gramm an Blei sein, um sie perfekt zu präparieren.
„Um die Jerks mit entsprechendem -Gewicht auszurüsten, verwende
ich ausschließlich 1,0 bis 1,5 Millimeter starke Bleiplatten vom Dachdecker.“

Diesen kampfstarken Hecht hat David Hagemeister mit einem beschwerten Jerk aus der Tiefe ins Boot geholt.
Es gibt Jerks, die mit recht kleinen aber starken Sprengringen ausgestattet sind. Bei diesen Modellen ist es durch den geringen Durchmesser der Sprengringe manchmal unmöglich, die Bleistreifen so anzubringen, dass der Drilling noch frei arbeiten kann. Dieses Problem lässt sich aber schnell beheben, indem man die kleinen Sprengringe des Jerks durch größere Modelle ersetzt.
Gefischt werden diese Köder mit Spinnruten bis 2,70 Meter Länge oder mit entsprechenden Jerkbaitruten. Zum Hecht- und Zanderangeln mit den beschwerten Jerks verwende ich am liebsten eine straffe und schnelle Spinnrute mit bis zu 80 Gramm Wurfgewicht und eine Stationärrolle in 5000er Größe, die mit 0,19 Millimeter rund geflochtener Schnur bespult ist.
Die Köderführung ist einfach zu handhaben. Der Jerk wird ausgeworfen und an gespannter Schnur auf die gewünschte Wassertiefe sinken gelassen. Im Idealfall sinkt der präparierte Köder in 1 bis 2 Sekunden um einen Meter. Zählt man nach dem Auftreffen des Köders die Sekunden herunter, kann man in der gewünschten Tiefe angeln.
Ziehen, rucken und schütteln
Der Köder wird nun bei waagerechter Rutenhaltung durch lange seitliche Züge, die mit kurzen Rucken ausgeführt werden, eingeholt. Die Züge sollten zwischen 2 und 2,5 Meter lang sein. Nach dem Zug wird der Jerkbait an gespannter Schnur stehen gelassen. Er sinkt nun wieder langsam ab. Um möglichst lange in der gewünschten Tiefe zu angeln, sollte der Köder nach dem Zug für 4 bis 6 Sekunden absinken dürfen.
Je dichter der Köder zum Angler im Boot oder am Ufer kommt, desto länger sollten die Absinkphasen sein, da sich der Winkel beim Ziehen steiler nach oben ausrichtet, je mehr sich der Köder dem Angler nähert. Wichtig ist es in der Steh- bzw. Absinkphase, die geflochtene Schnur mit der Rutenspitze gefühlvoll auf Spannung zu halten. Kleine Schüttelbewegungen aus dem Handgelenk lassen den Köder beim Absinken zusätzlich aufreizend zittern.
Die Bisse der Hechte oder Zander kommen größtenteils in der kurzen Steh- bzw. in der Absinkphase und sind in der Regel als „Tock“ in der Rute zu spüren. Ein kurzer harter Anhieb ist wichtig, um die Haken im Fischmaul sicher greifen zu lassen. Beim Angeln auf Barsche mit 8 bis 10 Zentimeter langen Jerks hingegen kommt es häufig vor, dass die Stachelritter den Jerk in der langen Zugphase attackieren. Jetzt reicht es völlig aus, nach dem Biss gefühlvoll weiter zu ziehen, um den Haken greifen zu lassen. Das weiche Maul der Barsche und das hohe Gewicht der Jerks lassen bei zu hartem Vorgehen schnell die Fische aussteigen. Ein schöner Nebeneffekt beim Jerken auf Barsche ist die recht hohe Durchschnittsgröße der gefangenen Stachelflosser. Regelmäßig steigen dicke Brummer bis 45 Zentimeter ein und sorgen für emotionsgeladene Angelstunden.
Angeln mit Jerkbaits: So geht’s
Zielfisch Hecht: Alle Fakten
Hecht gefangen? Fang in der Community hochladen!