Wobbler – 2.Teil

Besonders peppig laufen die schaukelnde Verführen, wenn sie nicht nur eingekurbelt werden, sondern immer wieder mit kurz aufeinander folgenden Schlägen beschleunigt…

…werden. Die Zupfer kommen aus dem Handgelenk und erfolgen sehr gefühlvoll. Mit wildem Schlagen hat das nichts zu tun. Twitchen nennen die Amerikaner diese Technik, die es wirklich in sich hat. Suspender laufen so angetrieben zur absoluten Höchstform auf und können endlich ihr ganzes Können zeigen. Der Rapala Husky Jerk und die einteiligen X-Raps setzen dabei die Maßstäbe. Doch auch sinkende Modelle sind nach meinem Empfinden um ein Vielfaches fängiger, wenn sie plötzlich mit kleinen Sprüngen, mehr einem Jerkbait gleichend, durchs Wasser marschieren. Einsamer Spitzenreiter auf der Erfolgsskala der getwichten Sinkmodelle sind der Zalt 14 und der Nils Master Big Mouth. Ich bin jedes Mal selber überrascht, wenn ich am Wasser erlebe wie viel diese kleine Unterschiede im Führungsstil ausmachen. Bei den schwimmenden Modelle erhöht der Twitchfaktor insbesondere bei flach laufenden, schlanken Vertretern, wie z.B. dem Bomber Long-A oder dem ZAM 16 und bei den so genannten Flankern das Fangergebnis. Flanker sind seitlich abgeflachte Wobbler, die in Bewegung stark von links nach rechts schaukeln. Der Jake und Squirrley Jake von Musky Mania oder die legendären Crane Baits sind Paradebeispiele für einen Flanker. Schwimmwobbler bringe ich nach dem Auswurf mit einigen Kurbelumdrehungen auf Fangtiefe und schlage danach nur noch kurze Rucke aus dem Handgelenk. In flachen Gewässern und über Pflanzenteppichen lasse ich den Wobbler immer wieder bis zur Oberfläche aufsteigen und beginne dann das Spielchen von vorne. Flanker sind ebenfalls eine gute Wahl, wenn ich aufgrund der Wassertrübung oder wegen der Lichtverhältnisse, beispielsweise in der Dämmerung, durch besonders viel Aktion auffallen möchte. Dann sind auch zweiteilige Wobbler mit ihrem schlängelnden Lauf von Vorteil. Unter solchen Voraussetzungen gilt es den Hechten eine Ortung über das Seitenlinienorgan zu erleichtern. Die starken Vibrationen dieser Modelle erledigen den Job perfekt. In klaren Nächten setze ich solche Modelle auch gerne Oberflächennah ein. Langsam präsentiert bieten diese Verführer dann eine prima Silhouette. Squirrley Jake und Super Stalker, mit ihren zusätzlichen Twisterschwänzen sind jetzt erste Wahl. Auch über die Akustik lässt sich entsprechend Radau machen. Manche Hersteller haben große Summe in die Erforschung der richtigen Frequenz investiert und der Erfolg gibt ihnen augenscheinlich Recht. Vorreiter in Sachen Soundfishing ist die Firma Bill Lewis Lures. Nach eigenem Bekunden soll der Rat-L-Trap dieselben Frequenzen erzeugen wie flüchtende Kleinfische. In dasselbe Horn und mit dem gleichen Erfolg stößt der Rattlin Rapala. Wie dem auch sei: Fakt ist, das diese Wobbler immer wieder Fische fangen, wenn andere Köder versagen. In jedem Fall sind Krachmacher eine gute Wahl, um in trüber Brühe und auf große Distanz die Aufmerksamkeit der Hechte zu erregen. Auffällig ist zudem, dass die Rasselbande dann überdurchschnittliche Erfolge verbuchen, wenn es extrem heiß ist. Ganz nach dem Motto: Wir machen müde Räuber munter. Nicht, das wir uns nach diesen Ausführungen falsch verstehen. Hechte sind nicht grundsätzlich nur mit Action und Radau an den Haken zu bringen. Ganz im Gegenteil: Oft sind es die ruhig und unauffällig arbeitenden Leisetreter die große Erfolge bringen. Schauen Sie sich mal den Nils Master Invincible im Wasser an. Ein eher unscheinbarer, langsam schaukelnder Wobbler. Und doch muss dieser Verführer etwas an sich haben, das die Entenschnäbel geradezu magisch anzieht. Offensichtlich kommen die Schwingungen des Invincible den Schwimmbewegungen von echten Fischen sehr nahe. Nicht ohne Grund stellte eine finnisches Fachmagazin die provozierende Frage: Ist der Invincible der beste Wobbler der Welt? Es folgen Fanglisten aus denen hervorgeht, dass Jahr für Jahr die größten Hechte in Finnland auf eben diesen Köder hineinfallen. Um den bewiesenermaßen fängigen Lauf des Invincible zu unterstützen, hole ich diesen Wobbler ohne große Schnörkel ein. Mal ein kleiner Zwischenspurt und das war es. Ähnlich unspektakulär fische ich einen anderen Klassiker, den Turus Ukko. Die „finnische Banane“ gehört in punkto Laufverhalten sicherlich nicht zu den auffälligsten Vertretern auf dem Markt und ist dennoch über jeden Zweifel erhaben, was die Fängigkeit betrifft. Auch mit diesem Wobbler fange ich am besten, wenn ich einfach nur einkurble und den Köder den Rest machen lasse. Glasklare Gewässer mit Sichttiefen von mehreren Metern können den Spinnfischer an den Rand des Wahnsinns treiben. Regelmäßig sieht man wie die Hechte dem Köder folgen und doch nicht zupacken. Das ganze Repertoire von Spinnstopps bis hin zu schnellen Beschleunigen nutzt rein gar nichts. Doch auch für solche Fälle haben die Wobblerhersteller die richtige Antwort. Lebensechte Kreationen mit einem Kopf aus Hartplastik und einem Körper aus Weichplastik. Die Maßstäbe setzt ganz unbestritten die Firma Castaic. Einmal im Wasser sind diese Kunstwerke weder optisch noch vom Laufverhalten her von einem echten Fisch zu unterscheiden. Deshalb hat man sie wohl auch Real Baits genannt. Wer angesichts des Preises noch gewisse Bedenken hat, der sollte sich von den erfahrenen Guides des Team Bodden-Angeln oder der Angelschule Oberbayern mal berichten lassen, was mit diesen Ködern alles so möglich ist. Danach wird es wahrscheinlich keine Fragen mehr geben. Der Schleppfischer kann mit dem Einsatz von Wobbler tatsächlich Strecke machen und ganze Areale systematisch absuchen. Anstatt sich dabei gleich zuviel vorzunehmen ist es sinnvoller „Planquadrate“ zu bilden und diese intensiv zu erkunden. Kurvenreiche Fahrten mit wechselnden Geschwindigkeiten sind dabei Erfolg versprechender als monotones Schippern auf einer geraden Linie. Der Schnurdurchmesser, die Länge der abgelassenen Leine und das Schlepptempo haben unmittelbaren Einfluss auf die Tauchtiefe des nachfolgenden Wobblers. Markierungen auf der Leine mit einem wasserfesten Marker, z.B. nach einem Anbiss, helfen sehr die Einstellungen reproduzieren zu können. Dürfen wir mit mehreren Ruten fischen hat es sich bewährt, Köder mit unterschiedlichen Laufeigenschaften zu kombinieren, um ein größeres Spektrum abzudecken. Die Variations-möglichkeiten sind dabei denkbar vielfältig: Ein lebhafter zweiteiliger Wobbler gepaart mit einem ruhig laufenden Vertreter, Naturdekor und Schockfarbe, großer Köder und kleiner Köder – der Fantasie des Anglers sind dabei keine Grenzen gesetzt. Die Festlegung auf ein bestimmtes Muster erfolgt erst dann, wenn wir klare Vorlieben erkannt haben. Bis dahin gilt: Wer fängt hat recht! Achten Sie bei diesen „Paarungen“ allerdings darauf, dass beide Köder für die aktuelle Schleppgeschwindigkeit gleichermaßen ausgelegt sind. Licht- und Strömungsverhältnisse bedingen, dass sich auch an Hot Spots die Raubfische in bestimmten Positionen aufstellen. Um sicherzustellen, dass unsere Köder auch wirklich in das Sichtfeld der Räuber gelangen und eine Attacke provozieren, fahren wir z.B. einen Barschberg oder einen Steinhaufen aus verschiedenen Richtungen und mit unterschiedlichem Tempo an. Nicht selten kann man dabei feststellen, dass die Bisse immer dann erfolgen, wenn der Standort auf einer bestimmten Linie angesteuert wird. Wiederholen Sie diese Manöver auch zu verschiedenen Tageszeiten. Erst danach kann die Stelle als bearbeitet abgehakt werden. Ab dem Herbst und spätestens im Winter sollten Schleppfischer über den gezielten Einsatz von Großwobblern nachdenken. Die Quantität der Fänge wird sinken, aber die Qualität steigen. Zwar wird sich auch immer wieder mal ein größenwahnsinniger Esox auf die 30 cm-Verführer stürzen, aber in aller Regel nimmt durch diese Maßnahme die Durchschnittsgröße der Fänge zu. Der 25 cm Jake, der 30 cm Turus Ukko und die 12“ Castaic Forellen sind die richtigen Happen, um dicke zum Jahresende auf die Schuppen zu legen. Extratipp: Spinnstangen, wie sie Einsatz von Jerkbaits üblich sind, reduzieren auch beim Umgang mit großen Wobblern das lästige Verfangen der Drillinge im Vorfach auf ein Minimum. 04.11.2009 Jürgen Haese


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