Trolling: Die besten Köder für deutsche Lachse

Ein Lachsblinker sieht meistens nicht nach viel aus – ein bisschen Blech mit Farbe. Aber nein, ein guter Lachsblinker ist viel mehr! Das wissen Frerk Petersen und Trolling-Profi Mike Luner aus der eigenen Erfahrung einer zähen Lachsblinker-Entwicklungsgeschichte.

Ist doch ganz einfach: man nehme einen Blinker-Rohling, gestalte mit ein paar Farben einige unterschiedliche Modelle und nenne es die „XY-Serie“, die überdies noch im Katalog als „praxiserprobt und super-fängig“ deklariert wird – und fertig. So oder so ähnlich mag sich manch einer die Entwicklung bei den Angelgeräteherstellern vorstellen. Der Weg zum fertigen Blinker, der Angler zufriedenstellt und Zielfische tatsächlich verführt, ist indes ungleich länger. Daran erinnert sich Schleppangel-Profi Frerk Petersen genau: „Als mein Freund Mike Luner und ich den Entschluss fassten, speziell auf die deutschen Bedingungen abgestimmte Schleppblinker zu entwickeln, ahnten wir nicht, wie lange dies dauern würde.“ Am Anfang stand die Frage, warum braucht der deutsche Markt überhaupt eigene Schleppblinker. Schließlich gibt es genug Blech für Schleppangler, vornehmlich aus amerikanischen Quellen, aber auch aus Skandinavien. Andererseits hat sich in den letzten Jahren mit Rügen gerade ein heimisches Revier zu der besten Destination in Europa für das Lachstrolling entwickelt. Aus der Praxis heraus ergaben sich zwangsläufig spezielle deutsche Aspekte, die von schon existierenden Ködern nicht oder nur unzureichend abgedeckt wurden.

So muss er sein

Mike Luner hat klare Vorstellungen von fängigen Farben. Dafür hat er über 500 Lachsfänge ausgewertet.

Mike Luner, einer der aktivsten Rügenangler der letzten Jahre, formuliert das Anforderungsspektrum an eine ideale Blinker-Range für das Schleppen auf Dorsch, Lachs und Meerforelle so: 1. Der Köder muss insgesamt attraktiv laufen. Attraktiv ist ein Köder, wenn er bei einem gewissen Speed unregelmäßige Ausschläge mit dem Hinterende vollführt (so genannte „Tail-Kicks“). Wenn langsamer gefahren wird, schwänzelt er nur, zu schnell hingegen lässt ihn rotieren – beides nicht verführerisch. Ideal ist zudem, wenn der Blinker die Tail-Kicks über einen vergleichsweise weiten Geschwindigkeitsbereich zeigt. 2. Der dafür erforderliche Speed darf nicht zu hoch liegen. Viele Köder am Markt sind vornehmlich auf die Lachsfischerei im späten Frühjahr ausgerichtet, wo flotte Schlepp-Geschwindigkeiten um 2,5 Knoten üblich sind. Die Fischerei bei uns vollzieht sich aber mehr in den Wintermonaten, wo bei niedrigeren Wassertemperaturen langsameres Schleppen mehr Erfolge bringt (um 1,5 bis max. 2 Knoten). 3. Idealerweise sind in einer Blinker-Range mindestens zwei Größen vertreten, um sowohl Heringe als auch Sprotten aus dem Beutespektrum der Lachse gut abzudecken. Beide Größen müssen bei dem gleichen Speed optimal laufen, was bei vielen anderen Modellen am Markt in unterschiedlichen Größenausführungen nicht der Fall ist. Entweder läuft der eine, oder der andere, nur nicht beide zusammen. 4. Perfekte Ausstattung: d.h. zunächst haltbare Farben! Ein Manko vieler handelsüblicher Blinker, bei denen die Gestaltung schon nach wenigen Tagen Blessuren zeigt. Aber auch superscharfe Haken in passender Größe zum gewünschten Laufverhalten sowie extra starke Spreng-ringe. 5. Schließlich der Liebling der Angler: die Farben. In unserer Praxis haben sich bestimmte Farbmuster als besonders fängig herausgestellt, die ich mir lange immer von Hand sprayen musste, weil es sie nicht handelsüblich gab oder nicht auf den passenden Blechen. Zumal viele Farbmuster am Markt aus Nordamerika kommend in heimischen Gefilden nicht so funktionieren wie unsere eigenen Kreationen.

Am Anfang eine Skizze

Den Anfang der Entwicklung einer passenden Blinker-Range machte eine einfache Skizze einer Blinkerform, die Frerk Petersen einem Blinkerfabrikanten in China in die Hand drückte, verbunden mit ein paar Eckdaten wie Blechmaterial, Blechdicke, Lochdurchmesser usw. Schon wenige Wochen später hatten Mike und Frerk einen ersten silber-farbenen Rohling in der Hand und hielten ihn das erste Mal gespannt vom fahrenden Boot aus ins Wasser. „Der 10,5 Zentimeter lange Schleppblinker schien ein Volltreffer mit dem ersten Schuss zu sein“, erinnert sich Frerk Petersen. „Er lief von Anfang an perfekt. Tolle Tail-Kicks bei um 2 Knoten Schleppgeschwindigkeit. Die Welt schien so schön zu sein … Doch dann nahm das Drama seinen Lauf. Denn wir wussten, ohne einen großen Blinker von um 15 Zentimeter Länge brauchten wir gar nicht erst auf den Markt zu kommen – schließlich ist das die bevorzugte Größe vor Rügen. Und ein solches Kaliber hatten wir noch nicht.“ Also musste der Hersteller ran und einen größeren Rohling fertigen. Der folgte auch kurze Zeit später. So sehr der „Kleine“ gleich zu Beginn ein Volltreffer war, so sehr lag der „Große“ neben dem Ziel. „Da lief gar nichts“, erzählt Mike Luner, „so viel wir ihn hin und her gebogen und mit der Hakengröße und den Springringen gespielt haben, mehr als müdes Gewackel konnten wir dem Blech nicht entlocken.“ Was folgte, waren sage und schreibe eineinhalb Jahre Experimente mit feinsten Nuancen beim Rohling: Blechmaterialien von Kupfer, Messing und Edelstahl wurden durchgespielt, Blechstärken von 0,5; 0,6; 0,8 und 1 Millimeter, mal vorne einen Millimeter breiter und hinten schmaler, oder umgekehrt – lange ging gar nichts. Frerk Petersen: „Ich erinnere mich noch an das Bootsangelfestival 2008 in Damp. Da fischte Mike bei mir auf dem Boot und wir hatten perfekte Testbedingungen bei ruhigem Wasser. Stundenlang hingen wir über der Reling und haben unzählige Rohlinge hin und her getestet – immer wieder mit der Zange getunt und mit dem Führstock ins Wasser gehalten, aber nichts ging. Es war zum Haare raufen.“

Die Zeit vergeht

Erst ein halbes Jahr später war dann doch eine Form und passende Biegung gefunden, die die gewünschten Schwanzausschläge zeigte und das beim gleichen Geschwindigkeitsbereich, wie der Kleine, der schon fast zwei Jahre vorher quasi fertig gewesen war. Die größte Klippe war damit überstanden, die nachfolgende war nicht mehr so groß, wie Frerk Petersen berichtet: „Ich musste jetzt nur noch meinen Freund Mike überreden, die Erkenntnisse aus seiner umfangreichen Fangstatistik in eine überzeugende Farbpalette zu überführen. Mike hatte damals schon mehr als 500 selbst gefangene Lachse aus Schweden, Dänemark, Finnland und natürlich auch aus Rügen in seiner Statistik, und da sind aussagekräftige Schlüsse ein Kinderspiel.“ Die Zähne des Lachse beißen auf Metall. Der Blinker hat wieder einmal überzeugt. Das Überreden fiel leichter als gedacht, denn Mike war des Selbstlackierens von Ködern müde geworden: „Wer mich kennt, weiß, dass ich klar nach Farbschemen fahre, je nach den Verhältnissen. Das erfordert aber auch, dann vom jeweils favorisierten Köder auch mindestens eine Handvoll zur Verfügung zu haben, und das jeweils über alle Größen. Und da es viele fängige Farben nun mal nicht auf passenden Blechen zu kaufen gab, habe ich unzählige Stunden damit zugebracht, existierende Blinker, mit deren Laufeigenschaften ich zufrieden war, farblich umzugestalten. Natürlich habe ich mir überlegt, ob ich es überhaupt tun sollte, schließlich würde ich damit viele meiner Fanggeheimnisse offenlegen – aber ewig kann man Dinge nicht für sich behalten. Auf der Haben-Seite steht für mich nun ganz klar, dass ich jetzt meine eigenen Köder in beliebiger Menge bekommen kann, ohne dafür meine Abende und Nächte mit Atemschutzmaske im Keller verbringen zu müssen.“

Die letzte Hürde

Die Umsetzung der von Mike geforderten Farben war die letzte Hürde für die Fabrik. Damit die Farben nicht abnutzen oder gar abblättern, kam nur eine Pulverbeschichtung in Frage. Die ersten Muster wurden dann bei Zebco Sports Europe abschließenden Ausdauer-Tests in hochkonzentrierten Salzlaken und in Kälte- und Wärmekammern unterzogen. Um sich von anderen, am Markt etablierten Ködern zu unterscheiden, beschritten Mike Luner und Frerk Petersen noch zwei weitere Sonderwege: Erstens wird das Farbkonzept im Katalog ganz offen erklärt. Sprich die Experten machen keine Geheimnisse daraus, bei welchen Bedingungen welche Farben funktionieren. Und zweitens haben sie für die Rhino Trolling Spoons Rückseitenfolien entwickelt, was es bislang von keinem anderen Köderanbieter gibt. Gerade dieser Aspekt wird beim Schleppen oft übersehen: Ein Blinker besteht ja nicht nur aus einer schick gestalteten Vorderseite, die Fische sehen auch die blinkende Innenseite. Nun ist es in der Praxis sehr wohl ein Unterschied, ob’s innen silbern, gold, kupfern oder weiß hervor scheint. Um seine Köder an die jeweiligen Bedingungen optimal anzupassen, gibt es für die Rhino-Schleppblinker kostengünstige Innenseitenfolien, die man nach Bedarf aufkleben und später auch wieder entfernen kann. Heute umfasst die Palette an Rhino-Schleppblinkern drei Größen, wovon sich der jüngste Spross, das Modell „Trout Killer“ mit 85 Millimeter Länge, vor allem an die hiesigen Dorsch- und Meerforellenangler richtet. Die Modelle gibt es in den unterschiedlichsten Farbkombinationen, insgesamt stehen über 20 Standard- und Sonderfarben zur Auswahl. Ein Sortiment aus der knallharten Praxis von Profis, das sich im vergangenen Jahr schon für viele prächtige Fänge verantwortlich zeichnete.

Über den Autor:

Frerk Petersen ist Trolling-Profi und kennt sich in der Szene bestens aus! Wer wissen möchte, wo Frerk mit seinen Jungs so „rumschippert“, der muss auf jeden Fall mal in seinen Taff-inaff-Blog reinschauen!

Habt ihr Lust, Mike Luner mal persönlich kennenzulernen? Dann müsst unbedingt mal ein Guiding bei ihm buchen. Die Angeltouren mit Mike sind wirklich lustig und total informativ. Auf Mike Luners Webseite findet Ihr mehr Info’s zu seinen Angeltouren!

Jetzt kommentieren: Wie habt Ihr mit den Rhino Trolling-Spoons gefangen?

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