Im Winter verbannen viele Barschangler die Wobbler aus ihren Köderboxen – und verpassen dabei einige dicke Überraschungen, wie uns Gunnar Schade zeigt. Der Raubfisch-Experte geht auch vor, während und nach dem Eisgang mit Hardbaits auf Barschjagd.
Sobald das letzte Blatt vom Baum gefallen ist, kursiert das Gerücht, dass Barsche ausnahmslos tief stehen und nur noch mit Gummiködern, Balance-Jigs, Zockern oder der Hegene zu fangen sind. Das Fischen mit Wobblern hingegen wird nun von vielen Anglern vernachlässigt. Das muss nicht sein, denn es gibt nur wenige Situationen, in denen man das klassische Angeln mit Wobblern außer Acht lassen kann: wenn Seen und Flüsse komplett zugefroren sind oder ein Gewässer tief ist, keine Flachwasserzone besitzt und zudem auch noch extrem steile und früh abbrechende Scharkanten hat. Hier wird es kaum möglich sein, mit Wobblern an die Barsche heranzukommen.

Für das Großbarsch-Angeln in eisfreien Winterphasen empfiehlt der Autor etwas größere Minnows, wie diesen fast zehn Zentimeter langen OSP Asura.
Unter dem Eis habe ich in den vergangenen Wintern einige Experimente mit Wobblern verschiedener Art durchgeführt. Einiges davon funktionierte. Aber funktionieren bedeutet nicht, dass es auch viel Fisch bringt. Ich habe Crankbaits und Minnows auf dem teilweise zugefrorenen Fluss von der Strömung unterm Eis abtreiben lassen und dann wieder eingeholt. Da der Erfolg sehr überschaubar war, habe ich es dann schnell wieder sein lassen.
Mit einigen „VIBs“ (Vibration Baits oder Very Important Baits) habe ich es vertikal unter dem Eis versucht. Meine erste Feststellung dabei war: Je kleiner der „VIB“, desto besser wurde das Fangergebnis. Aber selbst mit meinen kleinsten Lipless Crankbaits konnte ich nicht mithalten, denn die Angler um mich herum fingen mit Standard-Eisangelmethoden besser als ich.
Vor und nach dem Eisgang sieht die Angelei jedoch ganz anders aus, denn Wobbler selektieren und sind manchmal wahre Fangmaschinen.
Vor dem Eis ist es häufig so, dass der Barsch noch einmal regelrechte Fressorgien feiert und in großen Schwärmen fast alles vertilgt, was ihm gerade vors Maul kommt. Zu dieser Zeit kann er gelegentlich auch noch im Mittelwasser tieferer Gewässer oder am flachen Sockel der Scharrkante auftauchen. Tendenziell zieht er langsam aber sicher in die tieferen Gewässerbereiche dem Futterfisch hinterher.
Wer jetzt mit Twitch-, Crank- oder anderen Hardbaits sein Glück versucht, muss unter Umständen die tieflaufenden, häufig mit DD (Deep Diving) gekennzeichneten Wobbler ins Rennen schicken. Allerdings gibt es auch viele Gewässer, z. B. Torfstiche, alte Tonkuhlen und Weiher, Flüsse und Bäche, die so flach sind, dass dies gar nicht nötig ist.
Warme Winde im Winter sind sehr häufig gleichbedeutend mit gutem Angelwetter. Wer keine Angst vor Wind und Regen hat, sollte bei warmen Tiefausläufern die dem Wind zugewandte Seeseite beangeln. Das flache Wasser erwärmt sich häufig so schnell, dass es nicht lange dauert, bis sich Futter- und Raubfisch eingestellt haben.
Phänomenale Krautfelder
Ein für mich immer extrem interessantes Phänomen stellen alte Krautfelder dar. Genau dort fange ich direkt nach der Eisschmelze sehr häufig zwar eher einzelne Barsche, aber dafür sind sie meist von ordentlicher Größe und Statur. Anfangs glaubte ich, dass sich die Barsche hier wohl langsam zum Laichgeschäft einfinden. Aber da ich in diesen Krautfeldern fast nie – auch nicht mit kleineren Ködern – Barsche unter 35 Zentimeter fing, blieb ich skeptisch, was diese Annahme betraf.
Irgendwann spuckte mir ein Barsch eine kleine Schleie ins Boot. So langsam verstand ich, was im Wasser abging. Wenn das Eis verschwindet, geht es den Fischen genau wie den meisten Anglern: Aufwachen steht auf dem Plan – und das kann dauern. Kaffee trinken, Gliedmaßen strecken und tagelanges Angelgeräte ausmotten stehen an.
Bei den Fischen geht das ähnlich langsam. Wenn Schleien und Karauschen aus ihrer winterlichen Lethargie erwachen, können dicke faule Barsche diese noch halbschlafenden Leckereien ganz leicht wegsammeln. Schnellkräftige Fluchtversuche der Beute sind dann noch nicht möglich.
Nicht nur Schlei und Karausche finden sich auf solchen flachen Krautfeldern ein. Auch andere Weißfische wollen das erste wärmere Wasser genießen. Aber Achtung: Die Hauptfischart unter den Räubern ist in diesen Bereichen meistens der Hecht. Er ist der Hauptgrund dafür, dass Barschjäger häufig zum hechtsicheren Vorfach greifen. Das rettet Hechtleben und spart Geld.
Eine Frage der Geschwindigkeit
Im Spätsommer ist die mögliche Einholgeschwindigkeit des Kunstköders unerreicht hoch. Viele Angler glauben, dass es im Winter genau umgekehrt sein muss. Wer dieser Vermutung nachgeht, macht prinzipiell nichts falsch. Vor allem dann, wenn keine Fresslaune herrscht, kann manchmal mit Mini-Twitches und fast stehenden Ködern noch der ein oder andere Fisch zum Biss gereizt werden. An diesen Tagen sind es dann auch sehr häufig die kleinen Suspender, die überhaupt noch einen Fisch verführen. Kleine Minnows in den See gestellt und einfach warten – so in etwa darf man sich das Vorgehen vorstellen, denn die Pause ist jetzt mehr denn je der Schlüssel zum Fisch.
Bei den Crankbaits sollte das Tempo nicht ganz so langsam gewählt werden wie bei den Minnows. Bei ihnen würde ich eher von einer normalen Einholgeschwindigkeit reden. Viele Cranks brauchen eine gewisse Frequenz, um Fische zu fangen. Dabei gibt es Modelle, die eine langsame Führung eher erlauben als andere. Auch kurze Stopps beim „Cranken“ können an vielen Wintertagen den gewünschten Erfolg bringen. Allerdings fangen sie nur dann richtig gut, wenn auch genügend Fisch vorhanden und in Fresslaune ist.
Mit Cranks suchen und mit Minnows ausfischen bleibt auch im Winter eine gute Strategie. Wenn die Cranks versagen, weil sie zu laut oder aggressiv wirken, muss eben mit Minnows weiter gesucht werden.
Größe zeigen
Ökonomie ist auch dem Barsch nicht fremd. Während mir Angelkollegen auf dem Eis immer wieder zeigten, dass Kleinköder das Erfolgsrezept für dicke Barsche sind, habe ich in eisfreien Winterphasen häufig genau das Gegenteil festgestellt. Für Barsche der Kategorie 40+ greife ich am liebsten zu Minnows über 9 bis maximal 13 Zentimeter. Das schreckt wahrscheinlich kleine Barsche ab und gibt den größeren genügend Zeit, um zuzuschlagen.
Wer aber nur wenige große Barsche in seinem Gewässer hat, sollte doch etwas kleiner fischen. Klein fängt im Winter allgemein mehr, und wer nicht selektieren will, wird mit kleinen Cranks bis 4 Zentimeter und Minnows bis 9 Zentimeter genau die richtigen Köder an der Schnur haben.
Für ganz komplizierte Tage rate ich zu sehr beweglichen, kleinen Ködern, die gut flanken und gleichzeitig eine sehr schlanke Form haben.

Für das Barschangeln in tieferen Bereichen empfiehlt der Autor Crankbaits in einer Länge von 4 bis 9 Zentimetern.
Die große Farbenlehre ist nicht unbedingt meine Sache. Laufverhalten und Geräusche halte ich für wichtigere Ködereigenschaften. Dennoch muss ab und an über die Farbe nachgedacht werden. Meine liebsten Winterfarben sind Wakasaki und Ayu, aber auch Chartreuse Shad spielt häufig eine große Rolle. Speziell beim Hechtangeln gebe ich diesen blau-weiß-gelben Ködern im Winter oft den Vortritt. Dabei schnappen aber auch immer wieder gerne dicke Barsche nach dem Köder.
Bei extrem kleinen Ködern bevorzuge ich Weiß, Gelb und Fluo-Farben. Warum diese „Schockdekore“ gerade bei kleinen Ködern besser funktionieren als bei großen, kann ich mir nicht hundertprozentig erklären. Vielleicht wecken die kleinen Farbkleckse die Neugier der Barsche, während große Farbkleckse eher bedrohlich wirken.
Schwebend oder vibrierend
Für den Einstieg ins winterliche Barschangeln mit Wobblern empfehle ich Minnows, die über Suspending-Eigenschaften verfügen. Suspender sind sehr leicht mit großen Pausen präsentierbar und sollten auch Erfolg bringen. Falls ihr Suspender sich wie ein Floater benimmt, er also auftreibt, liegt das an der höheren Wasserdichte. Mit Einhänger und Stahlvorfach ist dieses Problem ganz einfach zu beheben.

Gunnar Schade kennt keine Gnade: Auch im Winter geht er mit Wobblern auf Barschjagd. Mit Erfolg, wie dieser prächtige Stachelflosser zeigt.
Crankbaits gehören zur zweiten besonders zu empfehlenden Köderkategorie. Diese Köder kommen bei mir an die Schnur, wenn ich tiefer als drei Meter angeln muss, um einen strammen Winterbarsch zu überlisten.