Zielfisch Hecht: Mit Jerkbaits und Wobblern auf Hecht

Eigentlich wünscht man sich ja beim Kegeln „Gut Holz“. Bertus Rozemeijer wünscht es sich und Ihnen aber auch beim Hechtangeln. Denn er schwört auf die guten, alten Wobbler und Jerkbaits aus Holz.

Kaum zu glauben, was sich in den letzten Jahren bei der Entwicklung der Kunstköder getan hat. Die Wobbler werden immer schöner und immer natürlicher, sie werden regelrecht zu kleinen realistischen Kunstwerken. Und das Ende der Entwicklung ist sicherlich noch gar nicht erreicht. Aber entwickelt sich da alles in die richtige Richtung? Diese Frage muss man doch mal zwischendurch aufwerfen. Die Hersteller gestalten ihre Köder immer noch ein kleines bisschen realistischer, um ihrer Konkurrenz ein Stück voraus zu sein. Der Köder soll im Wasser möglichst nicht von seinem lebenden Vorbild zu unterscheiden sein. Genau das könnte man aber auch als Indiz dafür verstehen, dass die meisten Angler dem Kunstköder noch nicht trauen. Denn erst wenn er dem lebenden Fischchen richtig ähnlich sieht, kaufen sie ihn auch. Ich bemerke es stets bei meinen Demonstrationen mit Kunstködern am Vorführbecken, dass die Leute stehen bleiben, wenn sie einen Köder sehen, der sich besonders natürlich bewegt. Dabei sieht das in der Angelpraxis oft ganz anders aus. Ein Köder mit natürlichem Bewegungsmuster ist bei weitem nicht immer der fängigste. Vor allem muss man einen Kunstköder richtig verstehen und ihn so einsetzen, dass er seine optimale Wirkung entfaltet. Und die besteht nicht unbedingt darin, täuschend echt zu erscheinen.

Fänge für die Ewigkeit

Wenn es um Rekordfänge geht, muss man oft einen Blick in die Vergangenheit werfen und auf Fische verweisen, die vor vielen Jahren gefangen wurden. Und die alten Großhechte gingen nicht auf moderne Kunststoff-Wobbler, sondern auf Metall- oder Holzköder. Holz-Wobbler haben eine lange Tradition und es gibt viele Erfolgsmodelle, die noch lange nicht in den Sperrmüll gehören. Ich muss gestehen, ich bin selber ein Fan der guten alten Holzköder. Selbstverständlich haben die modernen Wobbler aus Kunststoff auch große Vorteile. Die Modelle einer Serie sind genau gleich, haben die gleiche Aktion und die gleiche Tauchtiefe. Sie gehen nicht kaputt, ziehen kein Wasser und verlieren auch nicht so schnell ihre Farbe. Das alles kann man von Holz-Wobblern nicht behaupten. Bei den Holzködern ist nicht einer genau wie der andere. Holz ist ein Naturprodukt, selbst wenn zwei Wobbler genau gleich geformt sind, sind sie nicht identisch, weil ihre Dichte, also das spezifische Gewicht immer leicht variiert. Die Gewichtsunterschiede gleicher Köder werden umso deutlicher, je größer das Modell ist. Mir ist das einmal besonders bei einem großen Wobbler aus Balsaholz aufgefallen. Nach Angabe des Herstellers sollte der Köder 2 bis 3 Meter tief tauchen. Ich hatte mehrere Exemplare davon, eines davon tauchte auf 5 Meter ab, ein anderes brachte es nicht einmal auf 2 Meter Tiefe. Das bedeutet, dass man jeden Holzköder genau kennenlernen muss. Man muss sich also ausgiebig mit dem Köder befassen, und das macht einen letztlich zu einem besseren Angler. Mit den Ködern lernt man, kreativ zu werden, oder besser gesagt, man wird dazu gezwungen. So gesehen verlangen moderne Kunststoff-Wobbler nicht so viel vom Angler, und sie lehren ihn auch nicht so viel.

100 Jahre Erfolg

Es gibt auch heute noch einige Holz-Klassiker, teilweise sind sie über 100 Jahre auf dem Markt. Wenn sich ein Köder so lange behaupten kann, dann steckt mit Sicherheit etwas in ihm, womit er den Vergleich mit den Wobblern der neuesten Generation bestehen kann. Zu den alten Traditionsködern gehören der Suick Jerkbait und der Bobby Bait – zwei meiner Lieblingsköder. Beide sind aus Holz. Als sie zum ersten Mal produziert wurden, dachte noch kein Mensch an Köder aus Kunststoff. Einige der traditionellen Holzköder wurden später auch aus Kunststoff produziert. Es zeigte sich dann immer, dass die Kunststoffvariante nie so gut lief wie das hölzerne Original. Suick und Bobby Baits gehören wie viele andere alte Holzköder in die Kategorie der Diver, also der Jerkbaits, die sich vertikal auf und ab bewegen. Sie denken vielleicht, dass Köder, die schon so lange erfolgreich sind und so viele Fische gefangen haben, eine besonders ausgefeilte Aktion haben müssen. Aber da muss ich Sie enttäuschen. Ich war selber auch etwas enttäuscht, als ich zum ersten Mal mit dem Suick angeln ging. Ich wunderte mich auch, dass ein Köder mit so wenig Aktion Fische verführen sollte. Weder der Suick noch der Bobby zeigen irgendein besonderes Bewegungsverhalten. Dennoch sind sie enorm erfolgreich – wenn man mit ihnen umzugehen weiß. Auf diese Köder muss man sich natürlich einlassen, man muss bereit sein, sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Dazu gehört grundsätzlich die richtige Technik. Und die erreicht man mit einer Jerkbait-Rute oder einer kurzen Spinnrute. Die Rute wird waagerecht in Hüfthöhe gehalten. Um den Köder zu bewegen, wird die Rute nach unten gezogen. Ich will nicht sagen, dass die Rute geschlagen wird, denn viele Angler schlagen sie tatsächlich und viel zu heftig. Man macht aber besser nur eine zügige Abwärtsbewegung mit ihr. Dabei zieht es den Holzköder nach unten. Man bringt die Rute in die Ausgangsposition zurück – dabei wird Schnur aufgenommen, so dass diese immer straff ist. Und wieder wird die Rute nach unten gezogen. Diese Bewegung wiederholt man, bis man den Köder eingeholt oder ein Fisch zugebissen hat. Während die Rute zurückgeführt und Schnur aufgenommen wird, bewegt sich der Holzköder nach oben, mit dem nächsten Zug wird er aber wieder heruntergezogen. So bewegt er sich immer auf und ab, gelegentlich bricht er vielleicht auch etwas zu den Seiten aus. Entscheidend für die Köderführung und schließlich auch für den Fang ist, dass man den richtigen Rhythmus findet, mit dem man den Köder verführerisch anbietet. Die reizvollen Bewegungen sind bei den Holzködern nicht „eingebaut“, man muss sie erst finden. Aber genau das macht für mich den großen Reiz der hölzernen Fänger aus.

Es lohnt sich 

Wer zum ersten Mal mit Jerkbaits oder Wobblern aus Holz angelt, wird geneigt sein, die Versuche schnell wieder aufzugeben. Denn er bekommt den Köder nicht sofort unter Kontrolle und kann ihn nicht mühelos so laufen lassen, wie er es gerne möchte. Aber eine längere Auseinandersetzung mit einem Holzköder lohnt sich. Denn nach und nach lernt man seine Eigenschaften und seine Eigentümlichkeiten kennen, man lernt, wie man ihn behandeln muss. Und dann wird man auch mit ihnen fangen – oft sogar mehr als mit einem modernen Kunststoff-Wobbler. Wenn es gelungen ist, solch einen eigenwilligen hölzernen Burschen zu bändigen und zu einem fängigen Köder zu machen, verschafft das dem Angler eine tiefe anglerische Befriedigung. Von Bertus Rozemeijer


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