Angeln auf Rapfen: Kleinkost fängt!

Ein schöner Rapfen, der sich „stylish“ mit einem Streamer überlisten ließ. Ausrüstung: 9’ lange Fliegenrute der Klasse 6 bis 8, WF-Schwimmschnur, rutenlanges Vorfach mit 0,25er Spitze.

Die Brutfische sind da! Rapfen schwelgen darin. Eine tolle Zeit, um mit der Fliegenrute und Streamer auf die schneidigen Räuber zu pirschen.

Kleine leckere Überraschungen sind uns immer willkommen. Die nimmt man gern mit. Hier einen Bonbon, dort einen Keks. So ernährt sich mancher Büromensch. Raubfische neigen in der Regel zu einer solideren Ernährungsweise. Es sei denn: Die kleineren Leckereien sind massenhaft vorhanden. Das führt oft zu einer zeitlich befristeten Umstellung auf Kleinkost! Dieses Phänomen zeigt sich jetzt wieder an vielen Flüssen. Die Brutfische der Rotaugen und anderer Weißfische haben jetzt eine interessante Größe. Und manche Raubfische reagieren darauf mit einer regelrechten Fixierung auf diese wenige Zentimeter langen Fischlein.

Drückt man den Widerhaken des Streamers mit einer Zange an, lässt sich die Fliege schonend mit einer Arterienklemme im Wasser lösen.

Von unseren attraktiven Raubfischen ist der Rapfen besonders stark an solcher Kleinkost interessiert. Das liegt auch daran, dass er ohnehin gern Fische von recht geringer Größe erbeutet, insbesondere fingerlange Lauben. Die Umstellung auf Minifische ist für ihn kein Problem: Der Rapfen hat ein scharfes Auge, er ist wendig und schnell. Und er hat nicht nur einen Plan, um seine Beute zu schnappen, sondern gleich zwei!

Rauben nach Plan
Plan A: Der Rapfen greift nicht den Einzelfisch an, sondern bläst zur Generalattacke auf den gesamten Minifisch-Verbund. Wuchtiger Einschlag, sichtbar und hörbar für den Angler. Die klassische Rapfenstrategie. Einige Brutfische werden durch die Wucht des Angriffs angeschlagen, sie taumeln umher, der Rapfen macht leichte Beute.
Plan B: Der Rapfen schleicht stromauf an die Minifische heran, schwimmt langsam in sie hinein und nippt ganz gezielt ein Exemplar heraus. Dieses Verhalten war mir bis vor einiger Zeit nicht bekannt. Ich entdeckte es an meinem Heimatfluss: Mein geübtes Fliegenfischerauge sah im Juni an vielen Plätzen wunderschöne dicke „Ringe“, wie sie Bachforellen hinterlassen, die nach Insekten steigen. Also ging ich diese Fische mit der entsprechenden Ausrüstung an, präsentierte verschiedene Trockenfliegen in Richtung der Ringe – ohne Erfolg. Dann jedoch sprang ein silberner Fisch direkt neben mir. Donnerwetter! Ein Rapfen! Auf größere Entfernung hätte ich ihn für eine Meerforelle gehalten. So lernte ich an diesem Tag zwei Dinge. Erstens: Rapfen springen zuweilen in voller Größe aus dem Wasser, wenn sie in Raublaune sind. Zweitens: Entdecken wir an unserem Fluss vermeintliche Steigeringe, so können sich dahinter „diskret“ raubende Rapfen verbergen. Dieses Rauben, dieses Einnippen der Futterfische ist zu der Zeit zu beobachten, da die Fische frisch geschlüpft und offensichtlich ziemlich wehrlos sind. Man sollte darauf achten!

Geradezu magisch ist diese Strömungskante! Direkt an der Grenze zum ruhigen Wasser kommen meist die Bisse.

Mit der Fliegenrute und Streamer
Sind die Rapfen auf Brutfische fixiert, ist ein entsprechender Köder von Vorteil. Der Spinnfischer kann es mit einem kleinen Schwinglöffel (Mepps 1 oder 2) probieren. Das wird wohl auch klappen. Versucht habe ich es nicht, denn mein Ehrgeiz war sofort, es mit meiner liebsten Angelmethode, dem Fliegenfischen, zu probieren. Die Fliegenfischerei auf Rapfen ist einfach und eignet sich gut für den Einstieg. Man muss nicht allzu weit werfen können: 10 Meter reichen aus! Wir schleichen uns so nah wie möglich an eine Stelle heran, an der sich die Futterfische und in deren Gefolge auch die Rapfen sammeln! Ein idealer Platz ist eine markante Strömungskante, wie sie auf meinem Foto (vorige Seite) zu sehen ist. Angelkollege Martin, der auf den Bildern agiert, pirscht diese Kante ganz gezielt ab.

Ein schöner Rapfen, der sich „stylish“ mit einem Streamer überlisten ließ. Ausrüstung: 9’ lange Fliegenrute der Klasse 6 bis 8, WF-Schwimmschnur, rutenlanges Vorfach mit 0,25er Spitze.

An dem Angeltag, als ich die Fotos schoss, waren die Kleinfische schon etwas größer. Keine Spur mehr von diskret raubenden Fischen, nein, das bekannte „Wosch!“ oder „Rums!“ tönte über den Fluss. Unüberhörbar! Und während sich auf der gesamten sonstigen Strecke nur gelegentlich Einschläge vernehmen ließen, knallte es an der Strömungskante im Minutentakt! Solche Plätze gilt es zu suchen! Hier werden immer wieder Spektakel stattfinden. Man merke sich zudem das ideale Wetter: sonnig, warm, wenig Wind. Und nicht zu trübes Wasser. Ein guter Platz + Idealwetter + Brutfischzeit, da lohnt sich die Pirsch mit dem Streamer!

Ausrüstung
Die Streamerrute sollte 9’ (270 cm) lang sein. Brauchbare Schnurklassen: 6, 7, oder 8. Ich bevorzuge die Klasse 7. Als Fliegenrolle genügt ein einfaches Exemplar, wichtiger ist die richtige Schnur: Es muss eine WF-Schwimmschnur sein! Durch ihr Keulenprofil wirft sie sich leicht und dass sie schwimmen muss, leuchtet sowieso ein. Unser Köder soll ja oberflächennah angeboten werden. Ja, die Köderfrage! Hier liegt der Hauptvorteil des Fliegenfischens. Ein so genannter Streamer, vielleicht vier Zentimeter lang, imitiert sehr schön die Beute unseres Zielfisches. Haargenaue Nachbildungen muss man nicht verwenden, wichtiger sind die ungefähr passende Größe und eine interessante, lebendige Silhouette. Die besten Farben? Weiß ist sehr gut! Grün und Gelb ebenfalls, gern auch kombiniert. Streamer mit buschigen Marabou-Schwänzchen üben auf jeden Raubfisch einen Reiz aus, denn Marabou pulsiert lebhaft im Wasser.

Streamer mit weißer Schwinge und dunklem Körper oder in Grün/ Gelb oder Grün/ Weiß haben sich auf Rapfen bewährt!

Wie dem auch sei: Alle Streamer auf dem Foto haben schon Rapfen überlistet! Streamer wie diese sind im Fachhandel erhältlich. Achten Sie auf die Hakengröße! Zu große Muster werfen sich schlecht und fallen schon wieder aus dem Beuteschema heraus. Muster auf Hakengröße 8 und 10 sind ideal. Nehmen Sie als Vorfach ein konisch gezogenes Monofilvorfach, 9’ lang (das ist die handelsübliche Länge) mit einer 0,22er oder 0,25er Spitze. Befestigung: Man klebt mit wasserfestem Sekundenkleber eine kleine Geflechtschlaufe („Loop“) auf die Flugschnur und schlauft sein Vorfach ein. Wer sich das nicht zutraut, lasse dies den Fachhändler machen. Angelgeschäfte mit guter Fliegenfischerabteilung sind mittlerweile keine Seltenheit mehr, denn der Markt wächst.

Gute Führung
Der Streamer muss natürlich zum Leben erweckt werden. Dies fällt mit Hilfe der Schwimmschnur und der Strömung nicht schwer. Man wirft den Köder quer zum Fluss aus und wartet, bis die Strömung in die Schnur greift. Nun kommt Schwung in die Sache! Die Fliege beginnt zu fischen! Wir verstärken den Reiz während der Drift mit kurzen „Stripps“, indem wir ein bisschen Leine einholen. Und zwar in kleinen Rucken, Pause, wieder „strippen“, Pause, wieder schnell werden. So gestalten wir die Drift interessant, während sich der Streamer der Strömungskante nähert. Oft kommt genau an diesem Punkt der Einschlag! Die gesamte Kante wird nach dem Prinzip „ein Wurf, dann einen großen Schritt weiter gehen“ abgefischt. Irgendwann, glauben Sie mir, schlägt es heftig ein! Und der Haken sitzt, in aller Regel, sehr solide. Den Drill dürfen Sie also mit Zuversicht genießen! Die beste Zeit zum Streamern hat gerade erst begonnen. Genügend Gelegenheit, das Motto „Kleinkost auf Rapfen“ in die Tat umzusetzen!

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